Domenico Scala ist der interne Finanzaufseher der Fifa. Viel habe sich in der Fifa schon bewegt, sagt Scala. «Ich glaube, die Revolution ist grösser als die Wahrnehmung.»
Mit «Revolution» meint Scala Verbesserungen in der Organisation und Macht-Kontrolle: Die Fifa hat sie vor bald drei Jahren angestossen.
Eine der Massnahmen verkörpert der 48-jährige Italo-Schweizer Scala persönlich: Ihn erhob der Fifa-Kongress 2012 zum unabhängigen Vorsitzenden der Finanzaufsichtskommission. Seither wacht der ehemalige Chef des Zahnimplantate-Herstellers Nobel Biocare darüber, dass finanziell bei der Fifa alles mit rechten Dingen zu und her geht. Unterstützt die Fifa zum Beispiel den Bau eines neuen Stadions, sorgt Scala dafür, dass das Geld nicht in falsche Hände gerät.
1,4 Milliarden Umsatz
Die Finanzkontrolle ist eine anspruchsvolle Aufgabe angesichts von 1,4 Milliarden Dollar Jahreseinnahmen. Der grösste Teil davon stammt aus Fernseh- und Marketing-Rechten für Fussball-Turniere, zum Beispiel für die WM in Brasilien. Sie allein hat letztes Jahr bereits rund eine Milliarde Umsatz eingebracht. An der Spitze des finanzstarken Fussballkonzerns: der mächtige Präsident Sepp Blatter. Der 78-jährige Walliser thront in vierter Amtszeit über dem Weltfussball.
«Herr Blatter ist sehr mächtig. Er ist nämlich der gewählte Präsident des Kongresses. Und er war ja bis vor zwei Jahren der einzige Gewählte Repräsentant des Kongresses», sagt Scala.
Das hat sich geändert. Der Kongress hat mehr Wahlbefugnisse; es herrscht ein besseres Kräftegleichgewicht. Mehrere Funktionäre mussten wegen Korruptionsverdacht den Hut nehmen. Und es gibt mehr Kontrollen, die vor Mauscheleien bei der Turniervergaben schützen sollen.
Unabhängige Ethik-Kommission
Neu hat die Fifa auch eine unabhängige Ethik-Kommission: «Es gibt keinen anderen Sportverband, der eine derart unabhängige und mächtige Ethikkommission hat wie die Fifa», sagt Scala dazu.
Eine Amtszeitbeschränkung einzuführen, sei eine Einzelmassnahme, die noch ausstehe, die sehr wichtig wäre. «Sie erzeugt über die Zeit einen Kulturwandel, der mit allen anderen Massnahmen nicht erzeugt wird.» Zum gleichen Schluss kam unlängst der Basler Strafrechtsprofessor und Anti-Korruptionsexperte, Mark Pieth in seinem Bericht über die Fifa-Reformen.
Allzu wahrscheinlich ist es nicht, dass dies beschlossen wird. Das weiss auch der unabhängige Finanzaufseher Scala: Denn im mächtigen Exekutivkomitee sitzen neben Präsident Blatter noch ein paar andere altgediente und einflussreiche Herren, teils seit über zwanzig Jahren. Hier regt sich Widerstand gegen die Reformen.
Uefa müsste nachziehen
Kommt die Amtszeitbeschränkung bei der Fifa, könnte sie zum Beispiel auch beim europäischen Fussballverband Uefa ein Thema werden. Präsident ist dort der Ex-Profi-Fussballer Michel Platini, seines Zeichens seit zwölf Jahren Mitglied des Fifa-Verwaltungsrats, des sogenannten Exekutivkomitees.
Man könne sich kaum vorstellen, dass jemand, der schon Uefa-Präsident ist, nicht mehr im Verwaltungsrat der Fifa sitzen darf, aber bei der Uefa dürfte er noch dabei sein, sagt Scala dazu
Für die Uefa könnte somit die Reform ebenfalls einschneidende Konsequenzen haben. Nur schon deshalb dürften sich am kommenden Fifa-Kongress in Brasilien gewichtige Stimmen der Amtszeitbeschränkung entgegen stemmen. Klappen könnte es trotzdem, meint Domenico Scala: «Vielleicht überrascht uns der Kongress und der Auftrag der Amtszeitbeschränkung wird erteilt.»
In diesem Fall würden 2015 am nächsten Fifa-Kongress konkrete Statutenänderungen vorgeschlagen werden.