Das Wichtigste in Kürze
- François Fillon macht Hollande dafür verantwortlich, dass Informationen über das gegen ihn laufende Verfahren nach aussen gedrungen sind.
- Gegen den Präsidentschaftskandidaten wird unter anderem ermittelt, weil er seine Frau zum Schein im Parlament beschäftigt haben soll.
- Als Beweis führt Fillon ein Enthüllungsbuch investigativer Journalisten an. Diese distanzieren sich vom Vorwurf.
Im Sender France 2 sprach Fillon von einem «schwarzen Kabinett» und forderte eine Untersuchung. Unter einem schwarzen Kabinett verstand man früher Orte, an denen Staatsbedienstete im Geheimen Post mitlasen. «Es gibt Zeitungen, die Dokumente erhalten, die 48 Stunden zuvor bei Durchsuchungen etwa in meinem Büro in der Nationalversammlung beschlagnahmt wurden», sagte Fillon in dem Fernsehinterview. «Wer gibt ihnen diese Dokumente? Die Staatsdienste. Und glauben Sie, dass die Staatsdienste das tun, ohne von ihrer Hierarchie gedeckt zu werden?»
Auf die Frage, ob dies seiner Ansicht nach mit Zustimmung der Politik oder der Justiz geschehe, sagte Fillon: «Ich werde viel weiter gehen. Ich werde den Präsidenten der Republik beschuldigen.» Hollande wies die Vorwürfe als «lügnerische Unterstellungen» zurück.
Fillon spricht vom «Staatsskandal»
Der 63-Jährige bezog sich in seinem Vorwurf auf ein neues Buch investigativer Journalisten: Darin werde beispielsweise gezeigt, dass der Staatschef für ihn interessante Abhörerkenntnisse an sein Büro schicken lasse. Das sei völlig illegal, sagte Fillon und sprach von einem «Staatsskandal».
Einer der Autoren des Buchs widersprach Fillons Aussagen: Das hätten sie nie geschrieben, sagte Didier Hassoux dem Sender Franceinfo. Der Einzige, der an die Existenz eines schwarzen Kabinetts im Élysée glaube, sei Fillon. Das Buch werde instrumentalisiert.
Der Sozialist Hollande widersprach Fillon in einer Erklärung des Élyséepalastes deutlich. Die Exekutive habe sich nie in ein richterliches Verfahren eingemischt.
Der einzige Skandal betrifft nicht den Staat, sondern eine Person, die sich wird vor der Justiz verantworten müssen.
Ermittlungen gegen Fillon: Das ist bisher passiert
- Von 1998 bis 2002 soll François Fillon seine Frau als parlamentarische Mitarbeiterin beschäftigt haben. Wegen dieser Scheinbeschäftigung wird nun gegen ihn ermittelt.
- Die Wahlchancen des ursprünglich als Favorit gehandelten Konservativen haben sich laut Umfragen infolge der Affäre deutlich verschlechtert.
- Ausserdem laufen Untersuchungen gegen den Präsidentschaftskandidaten wegen eines zinslosen Kredits in Höhe von 50'000 Euro, den der Politiker von einem befreundeten Unternehmer erhielt.
- Der neuste Skandal um Fillon dreht sich um zwei geschenkte Massanzüge eines Pariser Nobelschneiders im Wert von 13'000 Euro. In dieser Hinsicht zeigte der Konservative sich reuig: Es sei ein Fehler gewesen, die Anzüge anzunehmen. Er habe sie inzwischen zurückgegeben.
Einen Monat vor dem ersten Wahlgang liegt Fillon in den Umfragen auf dem dritten Platz hinter der Rechtspopulistin Marine Le Pen und dem sozialliberalen Kandidaten Emmanuel Macron. Fillon käme damit nicht in die entscheidende Stichwahl. Er selbst hatte das Vorgehen mehrfach als Instrumentalisierung der Justiz bezeichnet.