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International Flüchtlingskonferenz endet nur mit Appell

In den Flüchtlingslagern in Syriens Nachbarländern sitzen schon fast 5 Millionen Menschen fest. Nun sollen reiche Länder wenigstens jeden Zehnten aufnehmen, fordert UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon. Konkrete Zusagen hat es auch an der Konferenz in Genf kaum gegeben.

Angesichts der «grössten Flüchtlings- und Vertriebenenkrise unserer Zeit» forderte Ban eine «exponentielle Zunahme der globalen Solidarität». 480'000 Syrerinnen und Syrer, also zehn Prozent der insgesamt 4,8 Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen, seien eine «relativ kleine Zahl», sagte Ban an der Flüchtlingskonferenz.

Nachbarländer zeigen aussergewöhnliche Gastfreundschaft

Die Nachbarländer Syriens hätten bereits «eine aussergewöhnliche Gastfreundschaft» gezeigt. So habe der Libanon mehr als eine Million Syrerinnen und Syrer aufgenommen, die Türkei mehr als 2,7 Millionen und Jordanien mehr als 600'000.

Nun sei es an der Zeit, dass auch andere Länder einen Beitrag leisteten. Für die Aufnahmeländer seien Flüchtlinge auch ein «Gewinn», erklärte Ban. Gerade in überalterten Gesellschaften könnten sie sich mit «neuen Talenten und neuen Erfahrungen» einbringen.

Vergleichsweise wenig Flüchtlinge in Europa

Schweiz löst Versprechen ein

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Die Schweiz nimmt im Rahmen des europäischen Umverteilungsprogramms 1500 Flüchtlinge auf. Diese sollen in den nächsten Wochen aus Italien und Griechenland in die Schweiz kommen. Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien nahm die Schweiz mehr als 16'000 Flüchtlinge auf, die als besonders gefährdet eingestuft wurden.

Nach Angaben von Oxfam fand bislang nur ein Bruchteil der Flüchtlinge Zuflucht in reichen Ländern. Seit 2013 waren es gemäss einer Zählung der Hilfsorganisation 67'100, was lediglich 1,39 Prozent der insgesamt 4,8 Millionen Flüchtlinge entspricht.

Der UNO-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi sagte während der Konferenz, die Lebensbedingungen der Flüchtlinge in Syriens Nachbarländern seien «zusehends schwierig». 90 Prozent der syrischen Flüchtlinge lebten unter der Armutsgrenze. Mindestens zehn Prozent würden als «äusserst verletzbar» eingestuft.

Kaum konkrete Zusagen

Konkrete Zusagen für eine Aufnahme von Flüchtlinge gab es von den 92 in Genf teilnehmenden Ländern bisher kaum: Lediglich Italien und Schweden versprachen die Aufnahme von zusätzlich 1500 beziehungsweise 3000 Flüchtlingen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete.

Verantwortung und Solidarität seien die meistgehörten Begriffe an der Konferenz gewesen, deshalb sei das Resultat eher bescheiden ausgefallen, bilanziert SRF-Korrespondentin Alexandra Gubser. Dennoch bewerten Diplomaten die Konferenz eher positiv.

Ein Umdenkprozess sei zu beobachten, so Gubser. Bei einzelnen Staaten sei die Erkenntnis gereift, dass Flüchtlinge auch als Chance gewertet werden. Dies vor allem bei Industriestaaten mit überalterten Gesellschaften. Trotz dieser zaghaften Wende brauche es jetzt aber dringend konkrete Zusagen.

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