Die französischen Fussballclubs laufen Sturm. Grund ist die neue Reichensteuer des sozialistischen Präsidenten François Hollande. Diese sieht vor, dass alle Unternehmen, die ihren Angestellten mehr als eine Million pro Jahr bezahlen, die Löhne ab dem 1. Januar mit 75 Prozent besteuern müssen.
Ursprünglich sollten die Lohnempfänger die Steuern bezahlen. Dies war aber von einem Gericht als verfassungswidrig erklärt worden. Die neue Steuer gilt vorerst für zwei Jahre. Die neue Abgabe trifft die erfolgreichen französischen Fussballclubs hart.
Gelauscht aber nicht gehört
Um die Wogen zu glätten, traf sich Hollande zum Gespräch mit den Vereinspräsidenten. Doch der in der Kritik stehende Präsident blieb hart. Die Regelung gelte «für alle betroffenen Firmen.» Die Vereinigung der professionellen Fussball-Vereine (UCPF) kündigte daraufhin an, den bereits geplanten Streik in die Tat umzusetzen. Das heisst am letzten November-Wochenende werden alle Erst- und Zweit-Liga-Spiele ausfallen.
Laut Frederic Thiriez, dem Chef der französischen Fussball-Liga, habe der Präsident zwar aufmerksam gelauscht, «uns aber nicht gehört.» Es sei keine Lösung gefunden worden, so Thiriez. «Also werden wir unsere Kräfte mobilisieren.»
Löhne über 1 Million der Normalfall
Natürlich gilt die Regelung nicht nur für Fussballclubs, sondern Arbeitgeber allgemein. Nur – im Spitzenfussball sind Löhne über 1 Million Euro der Normalfall. Hollande machte deutlich, dass es auch für den Spitzensport keine Ausnahmen geben werde: «Die Regeln sind für alle gleich». 25‘000 Arbeitsplätze hängen landesweit am Profifussball.
Ibrahimovic zahlt sowieso nichts
Noch müssen die Pläne zwar vom Parlament gebilligt werden, die Vereine planen aber schon über das Streik-Wochenende vom 29. November bis 2. Dezember hinaus. Der Besitzer des Traditionsvereins von Girondins de Bordeaux droht mit Rückzug aus dem Fussball. Der Präsident von Rekordmeister AS Saint-Etienne hat «die Schnauze voll». Die Vereine sind auch ohne Reichensteuer am Limit. Allein die oberste Liga soll vergangene Saison 100 Millionen Euro Minus gemacht haben.
Der Streit geht mit Sicherheit in die Verlängerung. Weltstar Zlatan Ibrahimovic vom Hauptstadtclub FC Paris Saint-Germain muss zwar seinen Lohn weiter nicht versteuern. Dies liess er vertraglich festhalten. Er bekommt mindestens 60‘000 Euro – täglich. Ob aber sein Verein bereit ist, auf die 15 Millionen Euro 75 Prozent Steuern abzuführen, ist offen.
Gegen Hollande – und die Clubs
Der Verein in Paris hat einen Scheich im Rücken. Aber Clubs ohne Mäzen fürchten den sportlichen Absturz. Dazu kommt, dass der Liga-Zweite (hinter Paris) AS Monaco zwar in Frankreich spielt, den Steuersitz aber im Fürstentum hat, und so den Fiskus aus Paris umgeht. Monaco hat ebenfalls einen milliardenschweren Mäzen hinter sich.
So sehr die Bevölkerung Hollandes Politik ablehnt, so wenig Verständnis hat sie übrigens für die Haltung der Vereine. Die Unterstützung für den Streik und die Forderungen hält sich in engen Grenzen.