Es geschah an der Pressekonferenz zu den gewalttätigen Vorfällen in der Silvesternacht: Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker wurde von einer Journalistin auf die angekündigten Präventionsmassnahmen auch im Hinblick auf den bald anstehenden Karneval angesprochen: «Wie kann man sich besser schützen als Frau, was sind die Tipps, die der Stadt vorschweben?»
Etwas unbeholfen sagte Reker: «Es ist immer eine Möglichkeit, eine gewisse Distanz zu halten – die weiter als eine Armlänge beträgt.» Man solle in der Gruppe bleiben, nicht mit Fremden mitgehen.
Doch was auf Twitter Wut hervorgerufen hat, ist die Tatsache, dass vor allem Frauen mit Verhaltenstipps bedacht wurden – und nicht die Männer.
Es ist ein Phänomen, das immer wieder sichtbar wird, besonders im Bereich der sexuellen Übergriffe: Dass Frauen und Mädchen auf die eine oder andere Weise selbst schuld daran sein sollten – durch zu wenig Nähe oder zu aufreizende Kleidung. Der Begriff dafür ist #victimblaming, also die Opfer zu Tätern zu machen.
Unter #rapeculture versteht man eine Gesellschaft, in der solche Taten verharmlost, die Opfer (mit-)beschuldigt und auch die Betroffenen sexualisiert werden.
Der deutsche Justizminister Heiko Maas meldete sich ebenfalls mit einem klaren Statement zu Wort:
Auf der Website der Stadt Köln steht nun auch: «Wir werden außerdem zur Prävention (...) deutlich klarstellen, wo auch im Karneval die Grenzen im zwischenmenschlichen Umgang sind. Das richtet sich in erster Linie an Männer jedweder Herkunft.»
Manche auf #twitter versuchten, Henriette Reker daraufhin ein wenig in Schutz zu nehmen – oder zumindest den Diskurs zu differenzieren.
Andere reagierten mit sarkastischem Witz auf die ursprüngliche Aussage:
Und wiederum andere #einearmlaenge-Tweets brachten ihre Haltung auf den Punkt: