Am Sonntag ist in der südsudanesischen Hauptstadt Juba erneut zu Gefechten gekommen. Armeeeinheiten kämpften gegen Truppen des früheren Rebellenführers und heutigen Vizepräsidenten Riek Machar. Ein Zentrum der Kämpfe war das Stadtviertel Jebel, eine Hochburg Machars. Ein Sprecher Machars erklärte, seine Leute hätten das Viertel unter Kontrolle, drei Panzer des Präsidenten Kiir erbeutet und einen Hubschrauberangriff abgewehrt.
Artilleriegranaten schlugen auch in einem UN-Stützpunkt ein, wohin zahlreiche Zivilisten geflohen seien. Es habe dort Opfer gegeben, berichtete der Rundfunksender Radio Tamazuj. Augenzeugen zufolge flohen Tausende Menschen aus der Hauptstadt in die 20 Kilometer westlich gelegene Stadt Gurei.
Bereits am Freitag mindestens 270 Tote
Ausgerechnet zum fünften Jahrestag der Unabhängigkeit des Südsudans droht der jüngste Staat der Welt wieder im Chaos zu versinken. Die Auseinandersetzungen begannen am Freitag am Präsidentenpalast, als dort Präsident Salva Kiir und Machar zu einer gemeinsamen Medienkonferenz zusammenkamen.
Es kam am selben Abend zu stundenlangen Gefechten, bei denen mindestens 270 Menschen ums Leben kamen. Unter den Toten seien 30 Zivilisten, hiess es aus dem Umfeld des Gesundheitsministeriums weiter. Nach Angaben des Büros des Staatspräsidenten waren unter den Toten 60 Soldaten Kiirs und 210 Kämpfer Machars.
Einheitsregierung will Waffenruhe
Seit April stehen die einstigen Rivalen nach dem Abschluss eines Friedensabkommens gemeinsam an der Spitze des Staates.
Ein Sprecher des Vizepräsidenten und früheren Rebellenführers Machar machte die Regierungsarmee für die jüngsten Gefechte verantwortlich. Machar selber sprach an der Pressekonferenz von einem Unterbruch des gestarteten Prozesses, das Land von den Konflikten zu befreien. Er rief dazu auf, den Waffenstillstand zu respektieren.
Der Südsudan war am 9. Juli 2011 nach einem mehr als 20-jährigen Bürgerkrieg vom Sudan unabhängig geworden. Der Machtkampf zwischen Kiir und Machar eskalierte im Dezember 2013. Seitdem wurden bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und den von Machar geführten Rebellen zehntausende Menschen getötet. Fast drei Millionen Menschen wurden in die Flucht getrieben, fünf Millionen sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.
Die für Samstag geplanten Feiern zum fünften Jahrestag der Unabhängigkeit wurden abgesagt.