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International Gewalt und teure Stadien: Gedämpfte WM-Vorfreude in Brasilien

In 239 Tagen ist es soweit: Anpfiff zur Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Mit dabei ist auch die Schweizer Nati. SRF-Korrespondent Ulrich Achermann über die Sicherheitslage, die Infrastruktur und die Korruption im WM-Land.

Erneut Krawalle

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Am Dienstag war in Brasilien landesweit der «Tag des Lehrers»: Doch nach friedlichen Protesten von Lehrern und Studenten kam es zu massiven Ausschreitungen. Randalierer lieferten sich in Rio de Janeiro und São Paulo Strassenschlachten mit der Polizei. Ähnliche Aktionen waren bereits früher von Mitgliedern des Schwarzen Blocks missbraucht worden.

Massenproteste, Gewalt auf den Strassen und brennende Autoreifen: Gross war im vergangenen Sommer das Staunen, als sich während des Confed Cups grosse Teile der brasilianischen Bevölkerung gegen die eigene Regierung und die Fifa erhoben.

Seither ist es auf Brasiliens Strassen wieder ruhiger geworden. Die Masse der unzufriedenen Mittelschicht ist verschwunden – kleine, aber sehr gewalttätige Splittergruppen von Anarchisten beherrschen mittlerweile das Strassenbild. Die Polizei geht mit grosser Härte gegen die Unruhestifter vor.

Gewaltszenen auch während der WM?

SRF-Korrespondent Ulrich Achermann schliesst nicht aus, dass es während der WM im kommenden Sommer wieder zu Massenprotesten kommen wird. «Die grundsätzlichen Probleme, welche die Unruhen während des Confed Cups auslösten, sind noch nicht aus der Welt geschafft.» Trotzdem ist Achermann überzeugt: Die WM in Brasilien wird für Fussball-Fans sicher sein.

Die Menschen im bevölkerungsreichsten Land Südamerikas seien vor allem enttäuscht, dass viele Zusagen rund um das WM-Turnier nicht eingehalten wurden, erklärt Achermann. Die Regierung versprach bei der WM-Vergabe Infrastrukturverbesserungen, eine Stärkung des öffentlichen Verkehrs und neue Flughäfen. Doch gerade dort hapert es gewaltig.

Achermann: «Die Konzessionierung der neuen Flughäfen in Rio und Belo Horizonte erfolgte viel zu spät. Diese Projekte werden für die WM nicht rechtzeitig fertig sein.»

Rousseff sagt Korruption Kampf an

Ulrich Achermann

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Achermann ist seit 2003 SRF-Korrespondent und berichtet über alle Länder Südamerikas. Er hat in Rio de Janeiro und Buenos Aires gelebt. Zurzeit ist seine Basis in Chile.

Präsidentin Dilma Rousseff hat mittlerweile auf die Misere reagiert und einen «grossen Pakt» versprochen. Mit den Massnahmen soll unter anderem der Ausbau des öffentlichen Verkehrs beschleunigt werden. Zudem sagt Rousseff der Korruption den Kampf an. Sie will eine Wahlreform durchsetzen, die vorschreibt, dass die Wahlkämpfe künftig öffentlich finanziert werden müssen. Das ist ganz im Sinne der Bevölkerung.

Achermann: «Die Leute merken, wie teuer die WM für die öffentliche Hand wirklich wird. Viele Politiker haben einst von ganz anderen, tieferen Zahlen gesprochen. In Brasilia beispielsweise ist das Stadion mehr als doppelt so teuer geworden wie vorgesehen.»

Leere Versprechen, mangelnde Infrastruktur und noch immer Gewalt auf der Strasse: Die Vorfreude auf die WM ist in der brasilianischen Bevölkerung 239 Tage vor der WM gedämpft.

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