Schauspieler Jimmy Morales hat allen Grund zur Freude: Er hat die Stichwahl um das Präsidententamt in Guatemala deutlich gewonnen. Der Kandidat der nationalistischen Partei FCN kam auf 68,3 Prozent der Stimmen. Dies gab das Wahlamt am Sonntagabend nach Auszählung fast aller Urnen bekannt. Auf Sandra Torres von der sozialdemokratischen Partei Une entfielen demnach 31,7 Prozent der Stimmen.
Auf den 46-Jährigen warten nun grosse Herausforderungen. Vor allem muss er das Vertrauen in die staatlichen Institutionen wieder herstellen. Zu schaffen machen dem Land auch eine hohe Kriminalitätsrate und magere Staatseinnahmen.
Für den Wandel gestimmt
«Guatemala hat gezeigt, dass die Probleme ohne Gewehre, ohne Kugeln gelöst werden können, aber mit Gesetzen und Absprachen, die erfüllt werden», sagte der Wahlsieger mit Hinweis auf die blutige Geschichte des einstigen Bürgerkriegslandes. «Die Guatemalteken haben für den Wandel gestimmt.»
Die frühere First Lady Torres räumte ihre Niederlage ein. «Das Volk hat entschieden und wir respektieren das», sagte sie. «Wir erkennen den Triumph des Kandidaten Morales an.» Abgeordnete ihrer Partei kündigten eine «konstruktive Oppositionsarbeit» an.
Von der Wut profitiert
Der Polit-Neuling Morales profitierte vom Verdruss vieler Guatemalteken über die korrupten Politeliten. Ex-Präsident Otto Pérez und seine frühere Stellvertreterin Roxana Baldetti sitzen wegen Schmiergeldvorwürfen in Untersuchungshaft. Sie sollen sich über einen Korruptionsring im Zollwesen bereichert haben.
Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 3478 US-Dollar gehört Guatemala zwar zu den Ländern mit mittlerem Einkommen, allerdings gelten über die Hälfte der Menschen als arm. Die Staatsverschuldung legte zuletzt deutlich zu. Dabei sind gemessen an der Grösse der Volkswirtschaft die öffentlichen Ausgaben nirgendwo so gering wie in Guatemala.
Viel Geld verschwindet in den Taschen von korrupten Politikern. Er wolle Guatemala in eine neue Nation, mit Verantwortlichkeit und Rechten verwandeln, sagte Morales. «Das war eine Wahl für das Ende der Korruption.»