Hillary Clinton will mit Ex-Gouverneur Tim Kaine als Vize-Kandidaten an ihrer Seite im November das Weisse Haus erobern. Bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt würdigte die Demokratin den derzeitigen Senator am Samstag als einen erfahrenen und geradlinigen Politiker, der Ergebnisse anstatt von Schlagzeilen wolle. Kaine nannte Clinton eine unermüdliche Kämpferin, die niemals aufgebe.
Die Ex-Aussenministerin stellte den 58 Jahre alten Politiker der Öffentlichkeit zwei Tage vor Beginn des Parteitages der Demokraten in Philadelphia vor. Dort soll sie offiziell zur Präsidentschaftskandidatin gekürt werden. Die beiden Politiker werden dann gegen das republikanische Duo Donald Trump und Mike Pence antreten.
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Kaine ist ein ehemaliger katholischer Missionar und Bürgerrechtsanwalt. Er hat sich unter anderem für eine Liberalisierung des Einwanderungsrechts eingesetzt.
«Er ist ein Mann, der sein Leben dem Kampf für andere gewidmet hat», schrieb Clinton in dem Kurznachrichtendienst. «Er ist ein unverbesserlicher Optimist, der glaubt, dass kein Problem unlösbar ist, wenn man nur die nötige Arbeit darauf verwendet, es zu lösen.»
Nach seiner Zeit als Gouverneur sitzt Kaine seit 2013 für den südlichen Bundesstaat im US-Senat. Virginia gilt als einer der möglicherweise wahlentscheidenden Swing States. Mit Kaine hat Clinton nach Meinung von US-Kommentatoren die sichere Variante gewählt und nicht das Risiko eines unverbrauchten Polit-Newcomers in Kauf genommen.
Im Notfall ins Weisse Haus
Clinton hatte ein halbes Dutzend möglicher Kandidaten in die engere Auswahl genommen, darunter mit dem aufstrebenden Senator von New Jersey, Cory Booker, auch einen Vertreter der schwarzen Minderheit. Kaine galt aber von Anfang an als Favorit. Die frühere Aussenministerin hatte stets betont, der Vizepräsident müsse notfalls auch das Weisse Haus übernehmen können. Dazu sei unter anderem aussenpolitische Erfahrung notwendig. Die kann Kaine nachweisen.
Im Senat sitzt er in den Ausschüssen für Äusseres und Verteidigung. In der Demokratischen Partei gilt Kaine als Mann der Mitte. Der Harvard-Jurist spricht fliessend Spanisch, was beim Werben um Wähler lateinamerikanischer Herkunft hilfreich sein könnte. Das Wahlverhalten dieser Bevölkerungsgruppe gilt als möglicherweise entscheidend. Sein Eintreten für Freihandelsabkommen könnte dagegen bei vielen Demokraten auf Kritik stossen.
Eng mit Obama verbunden
Zum Amtsantritt von Präsident Barack Obama, mit dem Kaine ein enges politisches Verhältnis verbindet und der ihn vor acht Jahren ebenfalls als Vizepräsidenten in Betracht gezogen hatte, wurde Kaine Vorsitzender der Demokratischen Partei. Vor vier Jahren wurde er dann in den Senat gewählt.
Clinton wird nächste Woche auf dem Parteitag in Philadelphia voraussichtlich zur Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten gewählt, Kaine zu ihrem «Running Mate». Am Nominierungsparteitag werden über 4000 Delegierte aus 50 Bundesstaaten, fünf Aussengebieten und der Hauptstadt Washington D.C. teilnehmen.
Bei den Republikanern hatte zuvor Präsidentschaftskandidat Donald Trump den Gouverneur von Indiana, Mike Pence, zu seinem Vize gemacht. Pence gilt als wesentlich seriöser als Trump, hatte aber den Immobilienmilliardär im parteiinternen Vorwahlkampf unterstützt. Indiana war ein entscheidender Staat für Trump, um seinen parteiinternen Rivalen Ted Cruz abzuschütteln.