52 Jahre lang bekriegte die marxistische FARC-Guerilla den kolumbianischen Staat. Gestern Nacht gab der kolumbianische Regierungsunterhändler Humberto de la Calle in Havanna schliesslich bekannt: «Der Krieg ist zu Ende!»
Staat muss Grossgrundbesitz auflösen
Es ist ein historisches Friedensabkommen, das einen der ältesten und blutigsten Guerillakonflikte der Welt beendet. Zufrieden sind auch die Guerilleros. Die FARC-Guerilla habe ihre wertvollste Schlacht geschlagen, diejenige zugunsten des Friedens, resümierte der Verhandlungsleiter der Untergrundorganisation, Ivan Marquez.
Das Abkommen stützt sich auf eine Friedensagenda, die sechs Punkte umfasst. Unter anderem muss der kolumbianische Staat mit einer Landreform den Grossgrundbesitz zu Gunsten von landlosen Kleinbauern auflösen.
FARC gibt Waffen ab
Laut Vertrag gibt die FARC-Guerilla die Waffen ab und beteiligt sich in Zukunft am politischen und demokratischen Leben. Beide Seiten verpflichten sich zu Schritten, den illegalen Drogenhandel einzudämmen.
Die vielen Opfer der Gewalttaten der Guerilla und der staatlichen Organe haben Anspruch auf Wahrheit und Reparation. Die Kommandanten der Guerilla müssen zwar Sühne leisten für die Verbrechen ihrer Organisation. Sie haben aber Anspruch auf eine Sonderbehandlung durch die Justiz und müssen, wenn sie geständig sind, maximal acht Jahre erleichterter Haft verbüssen.
Das letzte Wort zum Friedensabkommen haben allerdings die Menschen in Kolumbien. Es tritt nämlich nur in Kraft, wenn die Bevölkerung in einem Referendum Ja dazu sagt.
Extreme Rechte will Frieden verhindern
In den letzten Jahrzehnten sind mehrere Friedensversuche mit der FARC-Guerilla gescheitert. In den 1980er Jahren legte ein Teil der Gruppe die Waffen nieder und gründete eine politische Partei. Rechtsextreme Banden ermordeten dann mit staatlicher Deckung rund 5000 der ausgestiegenen Guerilleros.
Die extreme Rechte ist auch jetzt gegen den Verhandlungsfrieden. Die Terroristen der FARC könne man nur unterwerfen, aber niemals mit ihnen verhandeln, heisst es zur Begründung.
Die politische Vertretung der Viehzüchter und Grossgrundbesitzer will zudem die Bevölkerung davon überzeugen, im Referendum gegen das Friedensabkommen zu stimmen.