Der frühere Präsident der UNO-Generalversammlung John Ashe soll sich bei der UNO dafür eingesetzt haben, dass diese in der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau ein Konferenzzentrum eröffnet. Im Gegenzug soll ein chinesischer Milliardär dem Diplomaten über eine Million US-Dollar Bestechungsgeld bezahlt haben.
Ashe war von 2013 bis 2014 Präsident des UNO-Gremiums. Zudem war er UNO-Botschafter des Karibikstaates Antigua und Barbuda. Am Dienstag sei Ashe in der Nähe von New York festgenommen worden, teilte die New Yorker Staatsanwaltschaft mit. Neben Bestechlichkeit wird dem 61-Jährigen auch Steuerhinterziehung vorgeworfen. Ihm droht eine Gefängnisstrafe.
Ban Ki Moon ist schockiert
Er sei über die Vorwürfe gegen Ashe «schockiert und verstört», liess UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon über einen Sprecher ausrichten. Die Anklage berühre die Integrität der UNO unmittelbar.
Der aktuelle Präsident der Generalversammlung, der Däne Mogens Lykketoft, meinte, man werde die Aufdeckung des Skandals nach Kräften unterstützen. Aber mehr könne man leider vorläufig nicht tun.
Umstrittene Präsidenten
Ashe ist nicht der erste Präsident der UNO-Generalversammlung, gegen den Vorwürfe laut werden. Während der Schweizer Joseph Deiss – er war 2010/11 Präsident der UNO-Generalversammlung – in New York noch heute hoch gelobt wird, gab es in der jüngeren Geschichte der UNO auch einige umstrittene Präsidenten.
So soll der eben abgetretene Sam Kutesa Schmiergelder bezogen haben. Zudem war der Ugander moralisch umstritten, weil er als Verfechter der strafrechtlichen Verfolgung Homosexueller gilt. Der Libyer Ali Treki war ein treuer Diener von Diktator Muammar al-Gaddafi. Und dem Serben Vuk Jeremic werfen Kritiker vor, er habe den UNO-Spitzenposten mit der Funktion eines serbischen Cheflobbyisten verwechselt.
Das «Krebsgeschwür der Korruption» habe nun offenbar auch die Vereinten Nationen infiziert, sagte der New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara. «Für Rolex-Uhren, Massanzüge und einen privaten Basketballplatz hat John Ashe sich und seine Institution verkauft.»