Der Heimmarkt schwächelt. Nun setzt Frankreich auf Länder wie Brasilien, China, Russland und Indien. In Letzterem weilt Frankreichs Staatschef François Holland nun für zwei Tage. Grosse Hoffnung setzt er in den Rafale, den Kampfjet. Von diesem will er 126 Stück an die Inder verkaufen – für über 10 Milliarden Dollar.
Bisher konnten die Franzosen den Rafale an niemanden verkaufen. Es wäre der erste Export für den Kampfflieger. «Wichtig für die Inder ist sicher der erfolgreiche Einsatz des Rafale in Libyen und Mali», sagt Ruedi Mäder, Frankreich-Korrespondent von Radio SRF. Unterzeichnet ist allerdings bislang nichts.
Indien will Know-How
Wenn Indien kauft, dann nicht nur die Jets. Es will mehr von Frankreich: das Know-How, das eigentliche Herzstück des Deals. Frankreich soll nur 18 Flugzeuge direkt an Indien liefern. Die übrigen Flugzeuge würden in Indien selber produziert.
«Der Technologie-Transfer zwischen den Ländern ist abgemacht. Die Inder würden vollen Einblick in die technischen Details des Flugzeugs bekommen», sagt Stefan Mentschel. Er ist Journalist in der indischen Hauptstadt Neu Delhi.
Der Kauf wäre einer der grössten Rüstungskäufe Indiens überhaupt. Der Staat liefert sich mit China derzeit ein Wettrüsten. Indien fürchtet um die Vormachtstellung in der Region.
Indiens Hunger nach Energie
Der zweite grosse Deal, den Hollande in Indien einfädeln will, betrifft die zivile Atomenergie. In diesem Bereich ist Frankreich führend und Indien erhofft sich hier ebenfalls Know-How von Frankreich. Bislang gibt es in Indien 14 Reaktoren, etwa 10 sind im Bau. Bis 2015 möchte das Land 25 weitere Reaktoren bauen. Frankreich soll deren 6 liefern – für den Bau eines Megakraftwerks südlich von Mumbai.
Im Gegenzug hilft Frankreich Indien auf dem diplomatischen Parkett. Frankreich unterstützt die Kandidatur seines Handelspartners für einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Hollande betonte, beide Länder setzten sich für Frieden, Demokratie und Freiheit ein.
Frankreich braucht Aufträge
Bedenken bezüglich der Deals gibt es in Frankreich wenig, obwohl die Region Konfliktpotential hat. Frankreich hat indes das Geld nötig. Lange zählte Frankreich zu den zwölf wettbewerbsfähigsten Ländern weltweit. Doch das ist längst vorbei.
Im Dezember entzog etwa die Ratingagentur Moody's Frankreich das Spitzenrating AAA – weil sich das Land nicht genügend reformiere. Moody’s bemängelte den starren Arbeitsmarkt sowie ein Mangel an Innovationen. Die britische Wochenzeitung «The Economist» hatte Frankreich gar in seiner letzten Ausgabe wegen seiner wirtschaftlichen Probleme als «Zeitbombe» im Herzen Europas bezeichnet.