1045 Tote, 2397 Verletzte: Die nüchternen Zahlen der UNO verdeutlichen den Anstieg der Gewalt im Irak. Der Mai war demnach der blutigste Monat seit fünf Jahren. Damit steigt die Zahl der Opfer seit April auf fast 2000.
Die meisten Opfer sind nach UNO-Angaben Zivilisten. Die meisten Toten gab es in der Hauptstadt Bagdad (532 Tote), gefolgt von den Provinzen Salah-al-Din, Ninive, Anbar, Dijala und Kirkuk. Insgesamt habe es mindestens 560 Bombenanschläge und bewaffnete Übergriffe im Mai gegeben.
Der UNO-Sondergesandte für den Irak, Martin Kobler, sprach von einem «traurigen Rekord». Er rief alle politischen Führer des Landes auf, das Blutvergiessen zu stoppen.
Zunahme der Gewalt seit US-Abzug
Im Irak eskaliert seit Abzug der US-Truppen vor eineinhalb Jahren die Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten. Fast täglich gibt es Anschläge – die meisten gehen auf das Konto eines Ablegers der sunnitischen Terrororganisation Al-Kaida und haben Schiiten zum Ziel.
Viele sunnitische Muslime, die unter dem Regime des gestürzten Diktators Saddam Hussein zur Machtelite gehörten, fühlen sich heute benachteiligt und von dem schiitischen Regierungschef Nuri al-Maliki diskriminiert.
Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik erklärt dazu gegenüber Radio SRF 4: «Ministerpräsident Maliki versucht seine Machtposition auszubauen. Er entlässt Sunniten aus wichtigen Positionen. Dagegen protestiert die sunnitische Minderheit.»
Sie werfen ihm autoritäre Tendenzen vor und beklagen eine systematische Benachteiligung der sunnitischen Minderheit. Sunnitische Extremisten versuchen deshalb durch Anschläge auf Schiiten, die Spannungen zwischen den religiösen Gruppen zu schüren. Gestärkt werden sie dabei auch vom hauptsächlich von sunnitischen Rebellen geführten Bürgerkrieg im benachbarten Syrien.