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International Immer mehr Militärberater im Irak

Die USA und westliche Länder senden viele Militärberater in den Irak. Mitkämpfen sollen sie nicht. Nahe rangehen müssen sie dennoch.

Militärische Berater in den Irak zu senden gehört zur offiziellen Strategie, die US-Präsident Barack Obama gegen die Terrormiliz IS beschlossen hat. Darunter sind Militärangehörige, ehemalige Militärs, aber auch Mitglieder von Elitetruppen, wie den Navy Seals.

Portrait von ETH-Experte Roland Popp.
Legende: ETH-Experte Roland Popp. zVg

«Der Trend hin zu Spezialkräften lässt sich in vielen Armeen beobachten», stellt Roland Popp vom ETH-Zentrum für Sicherheitsstudien fest. Ihnen traue man eher zu gegen Leute anzutreten, die einen irregulären Krieg führten.

Dass Seals, Green Berets oder die Delta Force direkt in die Kämpfe eingreifen, hält Popp für wenig wahrscheinlich. Präsident Obama hat sich ausdrücklich und wiederholt dagegen ausgesprochen.

Nur zur Unterstützung da

Professor Alexandre Vautravers vom Genfer Zentrum für Sicherheitsstudien GCSP schätzt die US-Berater und -Helfer im Irak bereits auf mehrere Tausend. Offizielle Zahlen gibt es keine. Sie unterstützen den Aufbau von effizienten Truppen der irakischen Armee und der kurdischen Peschmerga. Zwanzig Berater seien in der Lage, ein Bataillon von 5000-700 Kämpfern auszubilden, so Vautravers. Ohne sie gehe nichts im Kampf gegen die IS-Milizen.

Taktische Unterstützung an der Front

Doch wie lautet ihr Auftrag? Eine klare Antwort habe die Debatte in den USA noch nicht geliefert, stellt Roland Popp von der ETH fest. Sollen die Militärberater langfristig effiziente Streitkräfte aufbauen? Ganz offensichtlich haben die USA dies in den vergangenen zehn Jahren nicht geschafft, trotz massivem Aufwand und hohen Kosten. Als die Kämpfe losgingen, brach die Armee rasch zusammen. Gleich, wie dies bereits in Mali geschehen ist, ergänzt Prof. Alexandre Vautravers.

Portrait Prof. Alexandre Vautravers
Legende: GCSP-Experte Alexandre Vautravers zVg

Fliessende Grenzen einer Kampfbeteiligung

Um erfolgreich vorgehen zu können, brauche es auch eine direkte Präsenz bei den Kampftruppen an der Front, wie der erfolgreiche Afghanistankrieg 2001 gegen die Taliban gezeigt habe, urteilt Roland Popp. Die Berater müssten dabei nicht selber in die Kampfhandlungen eingreifen, aber den Einheiten taktische Beratung und Anweisungen geben.

Amerikaner nahe an der Frontlinie? Eine heikle Angelegenheit. Konflikte in der Vergangenheit zeigten, wie eine Präsenz von Ausbildern und Beratern schleichend in einen grossen militärischen Einsatz münden kann. Für Aufregung sorgte jüngst die Aussage von General Martin Dempsey, dem Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs. Er sagte bei einer Anhörung im Senat, er könne sich eine Situation vorstellen, dass im Irak auch amerikanische Truppen am Boden eingesetzt werden sollten.

Tummelfeld für private Sicherheitsfirmen

Aber auch für erfolgreiche Luftschläge, die Obama will, müssen Spezialkräfte die Ziele erkennen und benennen. Das betonen beide Sicherheitsexperten. Technologische Mittel reichten dazu nicht aus. Dabei müssen diese Leute extrem vorsichtig sein. Sollten sie in die Fänge der IS-Milizen geraten, wäre dies für Obama eine politische Katastrophe.

Erneut sind auch viele private Sicherheitsfirmen im Land aktiv. Die angekündigte Lieferung von F16-Kampffliegern der USA an Irak dürfte ebenfalls von privaten Militär- und Sicherheitsberatern umgesetzt werden. Diese begleiten den Umbau des Stützpunktes und bilden das Bodenpersonal aus, um den Betrieb und den Unterhalt der Maschinen zu garantieren.

IS-Terrormiliz bloss ein Übergangsphänomen?

Am Ende sei die IS-Miliz aber doch nur eine sehr begrenzte Streitmacht mit einer sehr amateurhaften militärischen Führung, glaubt Nahostexperte Popp. Die von der CIA genannte Zahl von bis zu 30‘000 Miliz-Angehörigen hält er für zu hoch gegriffen. Wenn sich die regionalen Kräfte wieder zusammenfänden, werde sie früher oder später zumindest zurückgedrängt.

ETH-Experte Roland Popp zweifelt noch, ob die neue irakische Regierung es schafft, die sunnitische Bevölkerung wieder einzubinden und sie dem IS damit eine wichtige Unterstützung streitig macht.

Mehr Macht hätten, wenn schon, der Iran oder der irakische Grossajatollah Ali al-Sistani. Immerhin scheine bei wichtigen Schiitenführer in Bagdad die Einsicht zu reifen, dass man es zumindest versuchen sollte, die Sunniten irgendwie an der Macht zu beteiligen.

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