Nach dem gewaltsamen Tod eines linken Aktivisten hat Ministerpräsident Antonis Samaras die rechtsextremen Kräfte im Land scharf angegriffen und ihnen den Kampf angesagt.
Die Regierung werde den «Nachfahren der Nazis» auf keinen Fall erlauben, «das soziale Leben zu vergiften, Verbrechen zu begehen, zu provozieren und die Grundlagen des Landes, das die Demokratie hervorgebracht hat, zu unterminieren», sagte Samaras in einer Fernsehansprache. «Die Demokratie ist viel stärker, als ihre Feinde sich vorstellen können», betonte er.
Zusammenstösse bei Protestmärschen
Der in der Nacht zum Mittwoch von einem Rechtsradikalen erstochene 34-jährige Rapper und Aktivist Pavlos Fyssas wurde bei Piräus beigesetzt. Er war mit seinen Anti-Rassismus-Liedern unter dem Künstlernamen Killah P. bekannt.
Aus Empörung über die Bluttat waren am Mittwoch tausende Menschen auf die Strasse gegangen. Am Abend war es in mehreren griechischen Städten zu gewaltsamen Zusammenstössen gekommen. In Athen, Thessaloniki und Patras im Westen gingen erzürnte Demonstranten auf Sicherheitskräfte los und lieferten sich mit den Beamten blutige Strassenschlachten.
Aufruhr in sozialen Medien
Auf Twitter diskutieren mittlerweile viele Griechen unter dem Hashtag #KillahP über den Vorfall und berichten über die Auswirkungen. Auch Griechen im Ausland beschäftigt der Vorfall. Sie haben zu Solidaritätskundgebungen aufgerufen.
Es soll noch weitere Versammlungen gegen die Rechstextremen geben. In London zum Beispiel hat ein Ableger des Links-Bündnisses Syriza dazu aufgerufen.
Der Mord war der bisherige Höhepunkt einer Reihe von politisch motivierten Gewalttaten, die in Griechenland Aufsehen erregten. Am letzten Freitag wurden bei Zusammenstössen zwischen Rechtsradikalen und Linksaktivisten in der Athener Arbeitervorstadt Perama acht Menschen verletzt.
Am Wochenende stürmten rechte Schläger eine Gedenkfeier für die Opfer des griechischen Bürgerkrieges (1946-1949) auf dem Peloponnes. Sie versuchten den Hauptredner tätlich anzugreifen.
Politische Debatte angeheizt
Diese Vorfälle lösten eine erregte Debatte über die Grenzen der Demokratie und die Verfassungskonformität einzelner Parteien aus. Ein Abgeordneter der regierenden Konservativen warf dem oppositionellen Bündnis der radikalen Linken (Syriza) vor, nicht mehr auf dem Boden der Verfassung zu stehen.
Die zweitgrösste Parlamentspartei erwiderte: Die Konservativen würden das Klima seit Monaten mit ihrer Theorie von den beiden Extremen des politischen Spektrums anheizen, indem sie die Syriza mit der neonazistischen «Chryssi Avgi» (Goldene Morgenröte) gleichsetzten.
Die rechtsextreme Partei leugnet jede Verstrickung in die Tat. Der 45-jährige, geständige Täter sei nicht einmal Mitglied der «Chryssi Avgi» gewesen. Man habe den Mordanschlag vom ersten Moment an scharf verurteilt, sagte ein Parteisprecher im Parlament. Als die Syriza dort heute eine Schweigeminute einlegen wollte, schloss sich die «Chryssi Avgi» dem Antrag an. Die Linke zog diesen daraufhin zurück.