Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) drängt die Kurden in der Grenzstadt Kobane immer weiter in die Enge. Trotz erbitterter Gegenwehr und US-Luftangriffen konnten die Dschihadisten im Häuserkampf weitere Teile der Stadt erobern. Wie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, kontrollieren die IS-Milizen bereits ein Drittel der Stadt.
Gefechte und Todesopfer
Ein Korrespondent der Agentur dpa sagte, auch in unmittelbarer Nähe zur türkischen Grenze gebe es heftige Gefechte. Die Regierung in Ankara sprach sich trotzdem gegen einen Alleingang mit Bodentruppen gegen die Extremisten im Nachbarland aus. Syriens Regierung warnte derweil die internationale Koalition gegen den IS vor der Einrichtung einer Pufferzone.
SRF-Korrespondentin Ruth Bossart befindet sich in Sanliurfa an der südtürkischen Grenze. Sie schätzt, dass die Intensivierung der Bombardierungen dazu beigetragen hat, das Kobane noch nicht in die Hände des IS gefallen ist. «Aber die Nachschubwege sind abgeschnitten, weil die IS die Stadt umzingelt hat.» Sie habe heute an der Grenze viele Menschen gesehen, die Leichen über die Grenze gebracht hätten, um sie in der Türkei begraben zu können.
«Diese Beerdigungen mit mehreren hundert Menschen werden immer mehr auch zu politischen Manifestationen, an denen auch immer öfter die Flaggen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK zu sehen sind», sagt Bossart.
IS-Trainingslager angegriffen
Die USA setzten derweil ihre Luftschläge in Syrien mit Kampfjets, Bombern und Drohnen fort. Südlich von Kobane wurden dabei ein IS-Trainingslager beschädigt und ein Gebäude sowie zwei Fahrzeuge zerstört, teilten die USA mit. Zudem seien eine kleine und eine grosse IS-Einheit getroffen worden.
Die Türkei, die Panzerverbände in Schussweite von Kobane an ihrer Südgrenze stationiert hat, ist trotz des drohenden Falls der Grenzstadt nicht bereit, allein gegen die Terroristen vorzugehen. Das sagte Aussenminister Mevlüt Cavusoglu nach einem Treffen mit dem Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Dieser sagte, die Türkei sei ein wichtiger Nato-Partner. Der IS sei nicht nur eine Bedrohung für Syrien und den Irak, sondern für die Region und auch für Nato-Staaten.
Darum treffen sich die Militärchefs der Koalition zum Kampf gegen den IS auf höchster Ebene, um über ihre Strategie im Irak und in Syrien diskutieren. Dazu hat der US-Generalstabschef Martin Dempsey mehr als 20 seiner Amtskollegen nach Washington eingeladen. Die Gespräche sollen kommenden Montag beginnen. Es sei das erste Treffen auf dieser Ebene seit Beginn der Luftschläge im Irak Anfang August, hiess es im Pentagon.