Ein malischer Islamist zerstörte in Timbuktu zahlreiche wertvolle Kulturstätten – was ihm heute offenbar leid tut. Vor dem Internationalen Strafgerichtshof hat er das malische Volk um Vergebung gebeten. Das Verfahren gilt als wichtiger Präzedenzfall.
03:02 min, aus Echo der Zeit vom 22.08.2016.
Bild: Reuters
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Im Prozess zur Zerstörung von Welterbestätten im malischen Timbuktu hat sich der angeklagte Islamist vor dem Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag schuldig bekannt.
Das Mitglied der malischen Islamistengruppe Ansar Dine, Ahmad Al Faqi Al Mahdi, sagte nach Verlesung der Anklage, «mit Bedauern» bekenne er sich schuldig. Ihm wird die Zerstörung von neun Mausoleen und eines Teils der Sidi-Yahia-Moschee in der Wüstenstadt vorgeworfen.
Um Vergebung gebeten
«Euer Ehren, bedauerlicherweise muss ich sagen, dass was ich soweit gehört habe, zutreffend ist und die Vorfälle richtig wiedergibt. Ich bekenne mich schuldig», sagte Al Mahdi. Er ist damit der erste Angeklagte am Strafgerichtshof, der auf schuldig plädiert. Sein Prozess ist auch der erste wegen Zerstörung von Kulturstätten.
Ich bitte um Ihre Vergebung und bitte Sie, mich als Sohn zu sehen, der vom rechten Weg abgekommen ist.
Al Mahdi entschuldigte sich bei den Maliern, als Sittenwächter der islamistischen Rebellengruppe nach der Einnahme der Stadt im Juni und Juli 2012 die Zerstörung der zum Weltkulturerbe der Unesco zählenden Stätten angeordnet zu haben.
«Ich bitte um Ihre Vergebung und bitte Sie, mich als Sohn zu sehen, der vom rechten Weg abgekommen ist», sagte Al Mahdi. Er bedauere den «Schaden, den mein Handeln verursacht hat».
Erster Prozess am ICC gegen Zerstörung von Kulturgütern
Der Angehörige des Tuareg-Volkes hatte bereits vor dem Prozess angekündigt, dass er sich schuldig bekennen werde. Die mit dem Al-Kaida-Netzwerk verbündete Tuareg-Gruppe Ansar Dine hatte 2012 gemeinsam mit anderen Islamistenmilizen zehn Monate lang die Kontrolle über den Norden Malis.
Nach der äusserst strengen Auslegung des Korans der Islamisten ist die Verehrung Heiliger wie an den Mausoleen von Timbuktu verboten. Die in den Mausoleen begrabenen Geistlichen werden als Schutzheilige verehrt und bei Ereignissen wie Hochzeiten oder bei Problemen wie Hungersnöten um Hilfe gebeten.
Wegen ihrer zahlreichen Mausoleen gilt Timbuktu als «Stadt der 333 Heiligen». Die Handelsstadt war über Jahrhunderte ein Zentrum der islamischen Gelehrsamkeit und beherbergt auch eine einzigartige Sammlung islamischer Manuskripte.
Zerstörtes Weltkulturerbe
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Timbuktu, Mali
In der Oasenstadt im Norden Malis zerstörten islamische Ansar-Dine-Rebellen 2012 mehrere Jahrhunderte alte muslimische Mausoleen. Sie begründeten ihre Taten damit, die Stätten mit den Überresten islamischer Gelehrter hätten der Heiligenverehrung gedient. Die Mausoleen konnten nach Unesco-Angaben wieder aufgebaut werden.
Keystone
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Eine undatierte Aufnahme eines solchen Mausoleums vor der Zerstörung.
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Bamian-Tal, Afghanistan
In Afghanistan sprengten die radikalislamischen Taliban 2001 zwei monumentale Buddha-Statuen. Die in den Fels geschlagenen Figuren waren Zeugen der präislamischen Vergangenheit Afghanistans.
Keystone
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Die Buddha-Statuen von Bamian wurden im 6. Jahrhundert errichtet und waren einst die grössten stehenden Buddha-Statuen der Welt.
Keystone
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Ninive, Syrien
Anfang 2015 zertrümmerte der IS im Museum der nordirakischen Stadt Mossul und an der Grabungsstätte Ninive Jahrtausende alte Statuen aus assyrischer Zeit. Die historische Stadt Nimrud südlich von Mossul sollen die Dschihadisten mit Bulldozern überfahren haben. Auch Teile der Unesco-Weltkulturstätte Al-Hadra sprengten sie.
srf
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Ayodhya, Indien
Fanatische Hindus verwandelten 1992 die Babri-Moschee im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh in ein Trümmerfeld, um an deren Stelle einen Tempel zu bauen. Angeblich wurde die Moschee 1528 an einem Ort errichtet, wo zuvor ein Hindutempel gestanden hatte.
srf
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Palmyra, Syrien
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zertrümmerte im syrischen Unesco-Weltkulturerbe 2015 unter anderem den rund 2000 Jahre alten Baal-Tempel (Bild), den Baal-Schamin-Tempel, mehrere einzigartige Turmgräber sowie den Triumphbogen.
zvg/Bernard Gagnon
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Legende:
Über Social Media verbreitete der IS dieses Bild. Es zeigt die vermeintliche Sprengung des Baal-Tempels.
zvg
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