Nach der Einnahme des internationalen Flughafens von Tripolis ziehen Milizen brandschatzend durch Wohngebiete westlich der libyschen Hauptstadt. Sie würden Häuser anzünden und deren Bewohner vertreiben, berichtete die libysche Nachrichtenseite «Al-Wasat».
Demnach sind die Angreifer Milizen des islamistischen Bündnisses Fadschr Libia (Libyens Morgendämmerung). In den attackierten Vororten leben nach Angaben von «Al-Wasat» Unterstützer des abtrünnigen Armeegenerals Chalifa Haftar.
Dessen nationalistisch geprägte Miliz geht seit Wochen in der sogenannten «Operation Würde» gegen verschiedene Islamistengruppen im Land vor. Libyen zerfällt so immer mehr in ein unübersichtliches Kampfgebiet von Dschihadisten, Teilen der Armee sowie Rebellenbrigaden und abtrünnigen Armeeeinheiten.
Altes Parlament gründet Gegenregierung
Angesichts des Chaos hatte das neu gewählte Parlament bereits Anfang August seinen Tagungsort von Tripolis ins sicherere Tobruk im Osten des Landes verlegt. Dort wurde am Montag nach Berichten von «Al-Wasat» der neue Armee-Stabschef Abdul Rassak Nasuri vereidigt und in den Rang eines Generalmajors erhoben. Nasuri hatte 2011 ein Bataillon in Bengasi im Kampf gegen die Armee des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi befehligt.
In Tripolis beschloss das ehemalige Parlament, der von Islamisten dominierte Nationalkongress, die Gründung einer «Regierung zur Rettung der Nation». Wie General Omar Humaidan mitteilte, soll Gegenregierungschef der Universitätsprofessor Omar al-Hassi werden. Die Islamisten sprechen dem Parlament in Tobruk und der amtierenden Übergangsregierung jegliche Legitimität ab.
Ägypten will im Kampf gegen Islamisten helfen
Hilfe im Kampf gegen die Islamisten könnte Libyen von seinen Nachbarländern erhalten. Ägypten will der libyschen Regierung mit internationaler Unterstützung Finanzmittel und Waffen «im Kampf gegen Terrorismus und organisierte Kriminalität» zukommen lassen. Das sagte der ägyptische Aussenminister Sameh Shoukry laut einem Bericht der Nachrichtenseite «Al-Masry al-Youm».
Shoukry hatte seinen libyschen Amtskollegen sowie die Aussenminister aller Nachbarländer Libyens zu einer Krisenkonferenz nach Kairo eingeladen. Neben der Stabilität Libyens sei auch die eigene Sicherheit durch Islamisten und Schmuggler im Grenzgebiet gefährdet, sagte Shoukry. Truppen wolle Ägypten jedoch nicht entsenden.