Jordanien ist eine Art Pufferstaat im Nahen und Mittleren Osten. Die Behörden haben zwar Massnahmen getroffen, um zu verhindern, dass sich die Dschihadisten auch dort breit machen. Doch viele Jordanier sind gespalten in der Frage, wie ihr Land mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) umgehen soll.
Zum Einen sei die Überwachung verschärft worden, sagt Monika Bolliger. Sie ist Nahost-Korrespondentin der «Neuen Zürcher Zeitung». «Alle, die irgendwie Sympathie bekunden mit dem IS, riskieren, verhaftet zu werden.» Ausserdem seien auch Anweisungen an Imame in den Moscheen verteilt worden. Darin stehe, was sie predigen respektive nicht predigen sollten.
Angst vor Destabilisierung des Landes
In einer Umfrage zeigten zehn Prozent der Jordanier Sympathien für die Dschihadisten. Die jordanischen Behörden sind alarmiert. «Al-Kaida ist es bereits gelungen, mehrere miteinander koordinierte Terroranschläge in Amman zu verüben», weiss Bolliger. Die Bevölkerung habe Angst vor einer Destabilisierung; Angst, dass das Land in den syrischen Bürgerkrieg hineingezogen werden könnte – «auch durch die Beteiligung Jordaniens an der Allianz gegen den IS».
Diese Angst sei zum Teil real. «Zum Teil wird sie aber auch genutzt, um Reformen zu verzögern oder finanzielle Unterstützung vom Ausland zu erhalten.» So werde zum Beispiel der jordanische Sicherheitsapparat mit westlichem Geld gestärkt.
Anti-Amerikanismus ist stark verbreitet
Eine Mehrheit der Jordanier lehnt die aktive Teilnahme an der Allianz gegen den IS ab. Dies liege vor allem an der Rolle, die die USA dabei spielten, sagt Bolliger. «Wenn ich in Jordanien war und mit Leuten gesprochen habe, habe ich immer wieder gehört, Amerika helfe ja sowieso den Israelis, nicht den Arabern.»
Die USA hätten tatenlos zugeschaut, als in Syrien oder im Gazastreifen sunnitische Muslime getötet worden seien, kritisieren sie. «Das Misstrauen gegenüber den USA ist einfach schon lange sehr gross – egal, was diese machen. Viele finden, Jordanien müsse sich in diesem Konflikt neutral verhalten, um nicht hineingezogen zu werden.»
Dilemma wegen jordanischer Geisel
Dass Ende letzten Jahres ausgerechnet ein jordanischer Kampfjet-Pilot vom IS in Syrien entführt wurde, bringe Jordanien zusätzlich «in eine sehr blöde Lage», meint die NZZ-Mitarbeiterin. «Der IS verlangt von Jordanien die Freilassung einer ägyptischen Attentäterin, will dafür aber eine japanische Geisel freilassen, nicht den jordanischen Piloten.»
Dabei sei die Attentäterin für den IS politisch gar nicht wichtig. «Er braucht sie gar nicht», erklärt Bolliger. Es gehe dem IS bloss darum, die Opposition in der jordanischen Bevölkerung gegen die westliche Allianz noch zu stärken. «Und das hat er bereits erreicht, egal wie das Geiseldrama ausgeht.»