SRF News: Wie muss man sich dieses Konferenzzentrum vorstellen, das die Regierungsrtruppen erobert haben?
Beat Stauffer: Dieses Konferenzzentrum war in den 80-er und 90-er Jahren von Gaddafi gebaut worden. Darunter befinden sich riesige Bunkeranlagen, ähnlich wie bei Gaddafis Hauptquartier in Tripolis. Offenbar gibt es dort auch eine Kommandozentrale, die Zugang zu den wichtigsten Telekom-Leitungen hat, die durch Libyen führen. Und unterirdische Tunnels und hochtechnische Einrichtungen. Es ist eine Schwierigkeit, wenn man diese Bunkeranlagen bombardiert, dann könnte man die Infrastruktur zerstören, die für Libyen heute noch wichtig ist.
Wie sieht es im Rest der Stadt aus?
Der Sprecher der Sondertruppe hat eingeräumt, dass es noch Quartiere gibt, in denen sich IS-Kämpfer verschanzt halten und einige Villen am Meer. Diese sind vermutlich mit unterirdischen Tunneln mit dem Konferenzzentrum verbunden. Wir müssen uns auf weitere Anschläge gefasst machen. Es sind wahrscheinlich noch Heckenschützen da, es könnten Selbstmordanschläge ausgeführt werden. Man sollte also noch sehr vorsichtig sein. Die Stadt Sirte ist noch nicht vollständig eingenommen worden.
Wie sicher sind die Quellen?
Das ist im Moment in Libyen und vor allem in Sirte ausserordentlich schwierig abzuschätzen. Diese Quellen haben ihre eigenen Interessen. Es gibt keine neutrale Überprüfung.
Ich denke aber, dass es tatsächlich gelungen ist, dem IS einen empfindlichen Schlag zuzufügen, mit Hilfe der amerikanischen Luftwaffe. Es stellt sich einfach die Frage, ob die IS-Leute flüchten konnten oder ob sie getötet worden sind und was diejenigen machen, die überleben konnten. Sie könnten nämlich auch in andere Quartiere von Sirte oder in andere Regionen des Landes flüchten, und da müssen wir einfach abwarten.
Das Gespräch führte Joël Hafner.