Das Wichtigste in Kürze:
- Katar hat mit seinem Staatsfonds global über 330 Milliarden Dollar investiert und verdient heute mehr Geld mit Investitionen als mit Öl- und Gas-Exporten.
- Weltweit hält das Emirat Beteiligungen an globalen Konzernen, betätigt sich auf den Immobilienmärkten, kauft Ländereien, Wälder, Anleihen und andere Finanzinstrumente.
- In der Schweiz hat der viertgrösste CS-Aktionär erst letzte Woche seine Beteiligung an der Bank aufgestockt. Ausserdem ist er an mehreren Schweizer Luxushotels beteiligt.
Sich vom Erdgas-Export unabhängig machen: Dieses Ziel verfolgt der kleine, aber reiche Wüstenstaat am Persischen Golf seit 2005 mit seinem Staatsfonds Quatar Investment Authority (QIA) äusserst erfolgreich. Während das katarische Wirtschaftswachstum, auch bedingt durch den Ölpreis-Rückgang, 2016 lediglich noch bei 2,6 Prozent lag, schätzen Beobachter seine Investitionen auf stolze 335 Milliarden US-Dollar.
Katar macht heute mehr Geld mit seinem Geld, als mit dem Export von Öl und Gas.
Die QIA sieht sich selbst als globalen Investor, der seine Gelder in einer breiten Palette von Vermögensklassen und Branchen in allen Teilen der Welt anlegt. So beteiligt sich das Emirat auf den Immobilienmärkten, kauft Ländereien, Wälder, Anleihen und andere Finanzinstrumente. Erst jüngst hat sich Katar wieder in der Türkei engagiert. Daneben wurden Anteile an der russischen Ölgesellschaft Rosneft erworben.
Auch über den Staatsfonds hinaus sind katarische Investoren weltweit aktiv. Bei der Deutschen Bank hielten Katars Ex-Premier Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani und sein Cousin Hamad Bin Khalifa Al-Thani Ende vergangenen Jahres zusammen rund acht Prozent sowie Kaufoptionen im Volumen von rund zwei Prozent. Auch andere deutsche Konzerne wie Hochtief, Porsche und Solarworld haben Erfahrungen mit katarischen Aktionären.
Die CS und Luxushotels in der Schweiz
Für die Schweiz war Katar im vergangenen Jahr mit einem Handelsvolumen von 1,1 Milliarden Franken der fünftwichtigste Handelspartner in der Region Mittlerer Osten/Nordafrika. Nach Katar exportiert werden vor allem Edelsteine- und -Metalle sowie Uhren, Maschinen und Pharmaprodukte.
Minimal sind dagegen zwar die Importe, umso bedeutender aber das katarische Geld in der Schweiz: So ist der Staatsfonds QIA der viertgrösste Aktionär der Grossbank Credit Suisse. Letzte Woche hatte er seine Beteiligung erhöht. Er besitzt nun 5 Prozent der Aktien und 18 Prozent der Stimmrechte.
Der Fonds steht auch hinter dem Luxushotel Schweizerhof in Bern, dem Royal Savoy in Lausanne sowie dem Zentralschweizer Bürgenstock. QIA hat über seine Zuger Tochter Katara Hospitality Switzerland über 500 Millionen Franken in das Luxusresort investiert.
Konsequenzen für Investitionen in der Schweiz?
Die diplomatische Isolierung Katars durch seine Nachbarländer könnte sich auch auf die Investitionen im Ausland auswirken. Denn das Land könnte plötzlich in die ungewohnte Situation geraten, genauer auf sein Geld schauen zu müssen, sagt der ehemalige Schweizer Botschafter Daniel Woker: «Sollte die Isolierung länger dauern, ist die Lage für Katar sehr ernst. Sämtliche Importe, die bisher einfach über die Landgrenze aus Saudi-Arbien kamen, werden teuer werden.»
Marktbeobachter schliessen nicht aus, dass Katar gegebenenfalls sogar zur Reduktion seiner CS-Beteiligung gezwungen sein könnte. Bereits heute reagierte die CS-Aktie und gab bis Börsenschluss um 1,2 Prozent auf 13,20 Franken nach.
Gelassen geben sich bisher die Verantwortlichen des Luxusresorts Bürgenstock. Laut einem Sprecher haben die Entwicklungen in Katar keinen Einfluss auf das Projekt. Die Eröffnung finde wie geplant im August statt.