Erst am Samstag sprengte sich ein Kind in der Türkei in die Luft und riss über 50 Menschen mit in den Tod. Im Nordirak hätte sich womöglich beinahe eine ähnliche Tragödie ereignet. Am Sonntag haben zwei Polizisten einen Minderjährigen gefasst, der einen Sprengstoffgürtel trug.
Dem kurdischen TV-Kanals Rudaw zufolge hielten die Beamten den Jungen mehr als 20 Minuten an den Armen fest, bis ein weiterer Uniformierter die Bombe entschärfen konnte.
Auf Verlangen des Vaters
Das Alter des Festgenommenen wird nicht angegeben. Er dürfte aber nicht älter als 14 oder 15 Jahre alt sein. Die Bombe trug er unter einem Fussballtrikot des spanischen Spitzenclubs Barcelona mit dem Namenszug des argentinischen Stürmerstars Lionel Messi. Rudaw zufolge sollte er einen Anschlag auf eine schiitische Moschee verüben.
Bei der Polizei habe der Junge ausgesagt, sein Vater habe ihm den Auftrag für das Attentat gegeben, meldete der Sender weiter. Dem Jungen zufolge hatte sich bereits sein Bruder bei einem Selbstmordanschlag in Kirkuk in die Luft gesprengt.
Rekrutierung Minderjähriger nimmt zu
Die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) missbraucht im Irak und anderen Ländern regelmässig Minderjährige für Attentate. Die Georgia State University in Atlanta kommt zum Ergebnis, dass die Zahl minderjähriger IS-Selbstmordattentäter im vergangenen Jahr gar deutlich zugenommen hat.
Die Forscher werteten 89 Fälle aus, in denen Kinder im Namen des IS ums Leben kamen. Davon sprengten sich fast 40 Prozent mit Autos oder Lastwagen selbst in die Luft.
Kinder sind «wertvolle» Attentäter
Der IS hat eigene Rekrutierungsbüros eingerichtet, die möglichst viel Nachwuchs für seine sogenannten «jungen Löwen» anwerben sollen. Immer wieder gibt es Berichte über die Zwangsrekrutierung Minderjähriger, etwa von Angehörigen der religiösen Minderheit der Jesiden im Irak.
Als Selbstmordattentäter seien Kinder für den IS wertvoll, «weil sie generell weniger ängstlich als Erwachsene sind und Situationen durch frühere Erfahrungen nicht überanalysieren», heisst es in einer Studie der Quilliam Foundation aus London.