Bei der Präsidentschaftswahl in Ägypten hat der frühere Militärchef Abdel Fattah al-Sisi erwartungsgemäss einen haushohen Sieg errungen.
Laut dem staatlichen Nachrichtenportal Al-Ahram entfielen nach Auszählung fast aller Stimmen über 95 Prozent auf Sisi. Der einzige Gegenkandidat, der linksgerichtete Politiker Hamdin Sabahi, blieb ohne Chance. Ein offizielles Resultat steht noch aus, es soll kommende Woche veröffentlicht werden.
Tausende Anhänger Sisis hatten schon in der Nacht auf Donnerstag auf dem Tahrir-Platz in Kairo mit Feuerwerk den Sieg ihres Kandidaten gefeiert.
«Die Menschen sind wahlmüde»
Das Ergebnis von Sisi wird allerdings durch eine eher tiefe Stimmbeteiligung von 44 Prozent relativiert. Die Menschen in Ägypten seien wahlmüde, sagte SRF-Korrespondent Philipp Scholkmann in Kairo.
«Das ist der sechste Urnengang seit dem Umsturz auf dem Tahir-Platz und die Leute sagen sich: ‹Es braucht meine Stimme gar nicht, Sisi wird sowieso gewählt.›»
«Eine heftige Ohrfeige für Sisi»
«Sisi hat zwar tatsächlich einen erdrutschartigen Wahlsieg errungen, gleichzeitig hat er überraschenderweise aber auch eine heftige Ohrfeige kassiert», sagt Pascal Weber, ebenfalls SRF-Korrespondent in Kairo. Sisi habe ja immer von 40 Millionen Wählerstimmen gesprochen, die er erzielen wolle, jetzt hätten «nur» 20 Millionen für ihn gestimmt. Zusammen mit dem unsäglichen Hickhack der Wahlbeteiligung sei dies doch ein erstaunliches Zeichen von Schwäche.
Das Hickhack, das Pascal Weber anspricht: Als sich am ersten Wahltag eine schwache Wahlbeteiligung abzeichnete, hat die Regierung den zweiten Wahltag kurzerhand zu einem freien Tag für alle Staatsangestellten erklärt, damit diese einfacher abstimmen gehen können. Als dies nichts fruchtete, hat man kurzerhand einen dritten Wahltag hinzugefügt. «Wie auch immer die Zahlen jetzt aussehen – dies kratzt stark an der Glaubwürdigkeit von Sisi, und auch am Nimbus seiner Unschlagbarkeit», so Pascal Weber.
Ein Grund für die tiefe Wahlbeteiligung sei, dass sich Sisi gar keinen Wahlkampf geleistet habe und auch kein Programm vorgestellt habe. «Er ist gar nicht auf die Bevölkerung zugegangen. Die Bevölkerung hat das sehr wohl registriert und ihm dies an der Urne zurückgezahlt.»
Wahlberechtigt waren etwa 53,9 Millionen Bürger. Wie «Al-Ahram» in der Nacht unter Berufung auf die Wahlkommission berichtete, stimmten etwa 25 Millionen Ägypter ab.
Demokratisch aber nicht immer fair
Die Beobachter der EU bezeichnen die Wahl als demokratisch, aber nicht besonders fair. Hamdien Sabahi, der nach inoffiziellen Ergebnissen weniger als zehn Prozent der Stimmen erhielt, hatte laut den Beobachtern deutlich weniger Gelegenheit, die Wähler über die Medien anzusprechen.