In der Nähe eines Bahnhofs im Zentrum der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ist es in der Nacht auf Sonntag zu einem weiteren (dritten) Schusswechsel gekommen. Die dänische Polizei hat nahe einer Bahnstation in Kopenhagen einen Mann erschossen. Er habe das Feuer auf die Polizisten eröffnet und sei danach von Schüssen getroffen worden, teilte die Polizei am frühen Sonntagmorgen mit. Der Bahnhof liegt nahe am Schauplatz der beiden vorangegangenen Angriffe.
Vor einer Synagoge in Kopenhagen sind in der Nacht zum Sonntag mindestens drei Menschen durch Schüsse verletzt worden. Eine Person ist ihren Verletzungen erlegen. Die beiden anderen seien ausser Lebensgefahr. Der Täter flüchtete den Angaben zufolge zu Fuss.
Grosseinsatz in Kopenhagens Innenstadt
Der nahegelegene Bahnhof Nørreport sei vollständig abgesperrt, Helikopter kreisten in der Luft, meldete die dänische Nachrichtenagentur Ritzau. «Es ist ein grösseres Aufgebot an Polizisten in der Kopenhagener Innenstadt – folgt ihren Anweisungen und passt auf euch auf», schrieb die Polizei am frühen Sonntagmorgen bei Twitter.
An den Autobahnen Kopenhagens wurden Kontrollpunkte der Polizei errichtet. Die Kontrollen an den Landesgrenzen wurden erheblich verschärft. Auch die deutsche Bundespolizei ist beteiligt: Sie verstärkte noch am Abend die Kontrollen an deutsch-dänischen Grenzübergängen, wie ein Sprecher sagte. Die US-Regierung verurteilte den Terrorangriff in Kopenhagen und bot Hilfe bei den Ermittlungen an.
Diskussion über Meinungsfreiheit
Bereits am Samstag wurde bei einem Angriff auf eine Kulturveranstaltung in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen mindestens ein Mensch getötet und mehrere verletzt, darunter drei Polizisten. Ein Unbekannter feuerte am Abend mit automatischen Waffen auf das Kulturhaus «Krudttønden» (Pulverfass), in dem der schwedische Mohammed-Karikaturist Lars Vilks und zahlreiche Gäste über Kunst, Gotteslästerung und Meinungsfreiheit diskutierten.
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei deutet alles auf einen Einzeltäter hin. Das hätten Befragungen ergeben, berichteten die Ermittler. Der Täter soll zwischen 25 und 30 Jahre alt sein, etwa 1,85 Meter gross und von sportlicher Statur und habe ein «arabisches Aussehen». Die Ermittler veröffentlichten ein Bild aus einer Überwachungskamera in der Nähe der Stelle, an der das Fluchtauto abgestellt worden war. Die Aufnahme zeigt einen dunkel gekleideten Mann mit einer roten Mütze.
Lars Vilks vermutlich das Ziel
Die Polizei geht davon aus, dass der Angriff Vilks galt, der schon mehrfach Ziel von Anschlägen war. Die dänische Regierung sprach von einem Terrorakt. Vilks blieb unverletzt.
Er hatte seit der Veröffentlichung einer Karikatur des Propheten Mohammed als Hund 2007 zahlreiche Drohungen erhalten. In Dänemark steht er unter Polizeischutz.
Der französische Botschafter in Dänemark, François Zimeray, war ebenfalls an der Veranstaltung dabei. «Ich bin unversehrt im Gebäude», twitterte kurz nach dem Angriff:
Zimeray sagte: «Sie haben uns von aussen beschossen. Dahinter steckte dieselbe Absicht wie bei ‹Charlie Hebdo› – ausser, dass es ihnen nicht gelang hereinzukommen.» Kugeln seien durch Türen gedrungen, alle Anwesenden hätten sich auf den Boden geworfen. Im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die französische Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» waren 17 Menschen getötet worden.
Nach seiner Einschätzung seien mindestens 50 Schüsse abgefeuert worden, fügte der Botschafter hinzu. Die Polizisten sprachen nach seinen Angaben sogar von 200 Schüssen. Der Sender TV2 berichtete von etwa 30 Einschusslöchern in der Scheibe des Cafés.
Frankreich verurteilt den «Terror-Anschlag»
«Alles deutet darauf hin, dass die Schüsse eine politisch motivierte Attacke darstellen und deswegen ein Akt des Terrorismus sind», sagte Dänemarks Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt. Der französische Präsident François Hollande verkündete, Innenminister Bernard Cazeneuve werde sobald als möglich nach Dänemark aufbrechen. Er sicherte der dänischen Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt seine Unterstützung zu. Der französische Aussenminister Laurent Fabius verurteilte den «Terror-Anschlag» in aller Schärfe.