Gemäss ersten Nachwahlbefragungen zeichnet sich in Israel ein enger Wahlausgang ab. Das Mitte-Links-Bündnis Zionistisches Lager und die Likud-Partei von Premier Benjamin Netanjahu liegen mit 27 Sitzen gleichauf.
Auf dritter Position landet erstmals in der Geschichte des Landes die Liste der arabischen Parteien. Sie kommen gemäss den Prognosen auf 13 Sitze. Darauf folgten die Zukunftspartei mit etwa zwölf Mandaten, die Mitte-Rechts-Partei Kulanu mit bis zu zehn Mandaten und die Siedlerpartei mit bis zu neun Mandaten. Die strengreligiöse Schas kam auf sieben, das Vereinigte Tora-Judentum auf bis zu sieben und die linksliberale Merez auf fünf Sitze. Die ultrarechte Partei Israel Beitenu von Avigdor Lieberman erhielt ebenfalls fünf Sitze.
Damit ist eine vierte Amtszeit des Likud-Vorsitzenden Benjamin Netanjahu wahrscheinlich. Er dürfte es angesichts der Übermacht rechter Parteien einfacher haben, eine Koalition zu bilden, als das Zionistischen Lager von Jitzchak Herzog. So schrieb Netanjahu denn auf Twitter auch bereits von einem «grossen Sieg».
Staatspräsident Rivlin fordert Einheitsregierung
Wenige Minuten nach Bekanntwerden der ersten Nachwahlbefragungen meldete sich Israels Präsident Reuven Rivlin zu Wort. Dieser sprach sich einmal mehr für die Bildung einer grossen Koalition Likud und Zionistischem Lager aus: «Ich bin überzeugt, dass nur eine Einheitsregierung den raschen Zerfall der israelischen Demokratie und baldige Neuwahlen verhindern kann», sagte er laut der Zeitung «Haaretz».
Allerdings hatte vor der Wahl sowohl Benjamin Netanjahu als auch Herzog vom Zionistischen Lager eine gemeinsame Regierung abgelehnt.
Lange Regierungsbildung zu erwarten
Bis die neue Regierung steht, dürfte es aber noch eine Weile dauern. Laut SRF-Korrespondent Pascal Weber kommt es darauf an, ob sich das gestärkte Mitte-Links-Lager von Herzog eine Koalition mit Netanjahu vorstellen kann. «Es gibt bereits Stimmen in Israel, die sagen, daraufhin sollte man hinarbeiten.»
So oder so, das Resultat ist ein Erfolg für Netanjahu. Es sei klar, «Netanjahu in letzter Minute quasi die grosse Lücke, die die Umfragen gezeigt hatten zu seinem grossen Herausforderer Jitzchak Herzog hat schliessen können», so Weber.
Dieser Kraftakt Netanjahus habe den jetzigen Premier allerdings einige seiner besten rechten gekostet. Was wiederum die Regierungsbildung erschweren dürfte.
Notwendig geworden waren die Neuwahlen, weil Netanjahus Mitte-Rechts-Koalition Ende vergangenen Jahres nach weniger als zwei Jahren im Amt auseinandergebrochen war. Zur Wahl der 120 Abgeordneten in der Knesset waren knapp sechs Millionen Israeli. Endgültige Ergebnisse werden am Mittwoch Morgen erwartet.