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Der kroatische Premier Zoran Milanovic.
Legende: Zoran Milanovic unter Druck: Die Konservativen wollen den Sozialdemokraten vom Sockel stossen. Keystone

International Kroatien vor den Wahlen tief gespalten

Seit vier Jahren wird Kroatien vom Sozialdemokraten Zoran Milanovic regiert. Bei den Parlamentswahlen vom Sonntag wollen ihn die Konservativen entmachten. Voraussichtlich wird es sehr knapp werden.

Kroatien ist eine tief gespaltene Gesellschaft. Viele Familien gehören schon seit Jahrzehnten entweder dem linken oder dem rechten Lager an – je nachdem, wie sie den Zweiten Weltkrieg und die Zeit des Kommunismus erlebt haben.

Die einen stehen in der Tradition der Partisanen, angeführt vom Kommunisten Tito. Die anderen hingegen sehen auch Positives im Staat der Ustascha-Faschisten, der in Hitlers Gnaden stand. Es ist eine Spaltung, wie es sie auch in Italien oder Spanien gibt.

Zwei unversöhnliche Lager

Bei den Wahlen am Sonntag stehen sich die beiden Lager wieder einmal unversöhnlich gegenüber. Es ist die erste Wahl seit dem Beitritt zur EU vor zwei Jahren. Vor dem Beitritt wurden Fragen der Ideologie und Identität vorübergehend zurückgestellt, um den Beitritt nicht zu gefährden. Jetzt sind sie wieder allgegenwärtig.

Nach den letzten Umfragen könnten beide Seiten auf gleich viele Sitze kommen. Entscheidend dürfte also sein, wie sich nach der Wahl die wenigen Parlamentarier verhalten werden, die sich keinem der zwei Lager zuordnen lassen wollen. Dies ist im Moment kaum abzuschätzen.

Mehrheit der Bevölkerung für Milanovics Politik

Noch Anfang Jahr hätte Premier Zoran Milanovic die Wahl mit grosser Wahrscheinlichkeit verloren; viele linke Wähler wären enttäuscht zu Hause geblieben. In den letzten Monaten aber haben sich die Wirtschaftszahlen nach langer Rezession plötzlich erholt und auch die Flüchtlingskrise hat Milanovic ziemlich erfolgreich gemanagt.

Seine sehr Flüchtlings-freundliche Politik wurde in Umfragen von zwei Dritteln der Bevölkerung gutgeheissen. Es fragt sich aber, ob ihm die nationalistischen Töne helfen werden, die er gegen die Nachbarstaaten anschlug. Rechte glauben ihm prinzipiell nicht – und Linke schreckt er damit eher ab.

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