SRF News: In den USA reagiert man relativ verhalten auf Trumps Entscheid. Warum?
Priscilla Imboden: Weil es nicht ganz überraschend kommt. Donald Trump hat immer wieder angekündigt, dass er das Abkommen schreddern werde. Und das hat er jetzt getan. Ausserdem war es schon vorher auf Eis gelegt. Barack Obama wagte nicht, es vom Kongress ratifizieren zu lassen, da es keine Mehrheit gefunden hätte. Praktisch hat Trumps Entscheidung also keine Auswirkungen.
Der Rückzug vom TPP bleibt also ohne Folgen?
Doch. Längerfristig hat er grosse Folgen. Es ist der erste Schritt in einer Neuordnung der US-Handelspolitik. Nach Jahren, in denen die USA den freien Handel weltweit stark förderten, kündigt Donald Trump nun eine protektionistischere Phase an. So will er alle Freihandelsverträge anschauen und allenfalls neu aushandeln. Als nächstes ist der nordamerikanische Freihandelsvertrag Nafta dran – und zwar schon diese Woche.
Wird es Trump wie versprochen gelingen, Arbeitsplätze in die USA zurückzuholen?
Das ist höchst fraglich. Eine generelle Handelsabschottung hat sich noch nie längerfristig bewährt. Donald Trump will insbesondere Stellen in der Industrie zurückholen. Die sind aber längst in billigere Länder abgewandert. Dazu kommt, dass die entsprechenden Arbeiten heute in den USA zunehmend von Robotern übernommen werden. Daran werden auch Zollschränken nichts ändern können. Sie dürften sogar diese Mechanisierung stärker vorantreiben und so noch mehr Industriestellen kosten.