Das Wichtigste in Kürze
- Das mehrstündige Fernsehduell der beiden verbliebenen Kandidaten für das französische Präsidentenamt hat gemäss einer Umfrage Emmanuel Macron klar für sich entschieden.
- Hitzige Wortgefechte und teils grenzwertige gegenseitige Vorwürfe prägten die Debatte.
- Während die Rechtspopulistin versuchte, ihren Konkurrenten mit hämischem Lachen aus dem Konzept zu bringen, probierte Macron seine Rivalin mit Detailfragen in die Ecke zu drängen.
Vier Tage vor der entscheidenden Runde in der französischen Präsidentenwahl haben sich die beiden verbliebenen Kandidaten Emmanuel Macron und Marine Le Pen ein letztes TV-Duell geliefert.
Hitzige Wortgefechte
In dem live übertragenen TV-Duell überzogen sich beide mit Vorwürfen, konnten den Franzosen weder in der Wirtschafts- noch in der Sicherheitspolitik Antworten anbieten. «Kandidat des Krieges aller gegen alle», «Lügen», «grosser Unsinn», «Arroganz», sind nur einige Auszüge aus dem hitzigen Wortgefecht.
«Herr Macron ist der Kandidat der wilden Globalisierung, der Uberisierung, der Prekarität, der sozialen Brutalität, des Krieges aller gegen alle, der wirtschaftlichen Plünderung», sagte Le Pen gleich zu Beginn der Debatte, die von den Sendern TF1 und France 2 organisiert wurde.
«Das Land verdient Besseres»
Zugleich machte die Front-National-Kandidatin den früheren Wirtschaftsminister für die magere Bilanz des sozialistischen Staatschefs François Hollande verantwortlich und sagte, der Präsident würde Macron «fernsteuern».
Zudem warf Le Pen ihrem Stichwahlgegner Macron einen «extremistischen» europäischen Föderalismus vor. «Ich will Europa retten, vor allem Europa aus der Hand der EU entreissen, die dabei ist, es zu töten», sagte die Rechtspopulistin.
Der sozialliberale Reformpolitiker warf Le Pen dagegen immer wieder vor, ihre Strategie bestehe aus Lügen, sie bete «lächerliche Formeln» herunter und kenne sich in Sachfragen nicht aus. «Sie haben kein Projekt für unser Land», sagte der 39-jährige Favorit fürs Präsidentenamt. «Das Land verdient etwas Besseres.»
«Der Euro ist die Währung der Bankiers»
Er warf Le Pen zudem vor, keine tauglichen Vorschläge zu machen, wie die Arbeitslosigkeit verringert werden könne. Auch in der Sozialpolitik habe sie nichts zu bieten. So kosteten alleine ihre Rentenpläne 30 Milliarden Euro: «Das ist nicht zu finanzieren.»
Der Pro-Europäer und die EU-Gegnerin stritten auch über die EU und den Euro. «Der Euro ist die Währung der Bankiers, nicht die Währung des Volkes», sagte Le Pen, die für eine Rückkehr zum französischen Franc eintritt.
Der frühere Investmentbanker warnte, eine Abkehr vom Euro wäre «tödlich» für die Kaufkraft der Franzosen und die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Wirtschaft. Er wolle einen starken Euro und ein starkes Europa, das «schützt».
So oder so wird Frankreich künftig von einer Frau regiert – entweder von mir oder von Frau Merkel.
Die Rechtspopulistin bescheinigte Macron deswegen «europäischen Extremismus» – und warf ihm vor, sich Deutschland und dessen Kanzlerin Angela Merkel zu unterwerfen. Bei einem Wahlsieg Macrons würde in Wirklichkeit Merkel über die Geschicke Frankreichs entscheiden: «So oder so wird Frankreich künftig von einer Frau regiert – entweder von mir oder von Frau Merkel.»
Chancen für Macron-Partei bei Parlamentswahl
- Die Partei des französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron könnte bei der Parlamentswahl im Juni einer Studie zufolge auf Anhieb stärkste Kraft werden.
- Die von der Zeitung «Les Echos» veröffentlichte Untersuchung geht davon aus, dass die Bewegung «En Marche!» 249 bis 286 von 577 Sitzen Nationalversammlung holen könnte.
Macron: Le Pen tappt in die Falle der Terroristen
Mit scharfen Attacken überzogen sich die Kandidaten auch beim Thema Sicherheit und Anti-Terror-Kampf: Le Pen warf Macron «Gefälligkeit mit dem islamistischen Fundamentalismus» vor. Er konterte, dass Le Pen in die Falle islamistischer Terroristen tappe. «Sie (die Terroristen) suchen die Radikalisierung, die Spaltung, den Bürgerkrieg, den Sie in das Land bringen», sagte Macron.
Die Kandidatin des Front National warb erneut dafür, ausländische Gefährder umgehend aus Frankreich auszuweisen und verurteilte Terroristen mit doppelter Staatsbürgerschaft auszubürgern.
Sie sind die Hohepriesterin der Angst.
Macron bezeichnete Le Pens Forderungen als «Augenwischerei», die bei der Terrorbekämpfung wirkungslos seien. Die Rechtspopulistin drohe, einen «Bürgerkrieg» in Frankreich anzuzetteln. «Sie sind die Hohepriesterin der Angst», sagte Macron.
Detailfragen gegen hämisches Lachen
Immer wieder fielen Macron und Le Pen sich gegenseitig ins Wort, die Moderatoren waren sichtlich überfordert. Die 48-jährige Rechtspopulistin versuchte ihren Rivalen zudem mit hämischem Lachen aus dem Konzept zu bringen und unterstellte ihm «Arroganz». Macron versuchte derweil, seine Konkurrentin mit Detailfragen in die Ecke zu drängen, was ihm wiederholt gelang.