Der arme Sahelstaat Mali galt lange Zeit als eine der wenigen funktionierenden Demokratien Afrikas, auch wenn es im Norden ab und an rumorte. Das Land ist etwa dreieinhalb Mal so gross wie Deutschland und hat gut 16 Millionen Einwohner.
Doch mit dem Militärputsch 2012 wurde aus dem Vorzeige- ein Krisenstaat. Nach dem Putsch eroberten Islamisten und Tuareg-Rebellen den Norden des Landes. Die Tuareg stellen im Norden zwar nicht die Mehrheit der Bevölkerung, kämpfen aber seit Jahrzehnten für ihren eigenen Staat, den sie Azawad nennen.
Norden im Nu erobert
Die Tuareg und die Islamisten hatten zusammen ein leichtes Spiel, denn der Norden besteht hauptsächlich aus Wüste und ist nur schwer kontrollierbar. Waffen hatten die Rebellen zur Genüge – sie bedienten sich aus der Konkursmasse der libyschen Armee.
Die Eroberer riefen im Norden die Islamische Republik Azawad aus. Das heterogene Bündnis zwischen den verschiedenen Islamisten-Gruppen und den Tuareg war allerdings instabil.
2013 half eine internationale Streitmacht unter Frankreichs Führung den schwachen Streitkräften Malis, den Norden zurückzuerobern. Auch die Stadt Timbuktu wurde wieder von der Regierung kontrolliert. Es gab Wahlen und ein Friedensabkommen mit den Tuareg, das später wieder aufgekündigt wurde.
Unfähige Regierung
Zwar zeichnete sich in den letzen Wochen eine Entspannung ab: Die Tuareg verhandelte mit der Regierung. Doch die Lage bleibt unübersichtlich. Immer wieder finden Attentate statt, sowohl auf die UNO als auch auf andere Einrichtungen. Denn die Dschihadisten sind von ihrem Rückzugsgebiet, dem Gebirge im Nordosten, zurückgekehrt. Dorthin hatten ihnen die Franzosen nicht folgen wollen. Und die malische Armee ist unfähig und wenig entschlossen, den Norden zu verteidigen.
An der Unfähigkeit der Armee und der Unzufriedenheit der Tuareg ist die malische Regierung im Süden nicht unschuldig. Sie rüstet Milizen auf, die im Norden willkürlich gegen Zivilisten vorgehen. Sie macht in Verhandlungen keinerlei Zugeständnisse. Sie tut nichts gegen die wirtschaftliche Unterentwicklung des Nordens. Seit 2012 hat sich die wirtschaftliche Lage noch verschlimmert.
Statt die Armut zu bekämpfen, soll die Regierung ein neues Präsidentenflugzeug angeschafft haben, für 40 Millionen Dollar. Die Folge: Im vergangenen Mai fror der Internationale Währungsfonds (IWF) die Zahlung von sechs Millionen Dollar Hilfsgeld für Mali ein. Der IWF verlangte unter anderem Aufklärung über den Kauf des Flugzeuges.
Lösung nicht in Sicht
Verhandlungen mit den Rebellengruppen sind schwierig, denn im Norden sind mehrere Gruppen aktiv, die teilweise mit Islamisten aus anderen Ländern kooperieren. Scheichs, Islamisten, religiöse Würdenträger oder Tuareg-Führer kämpfen wahlweise für- oder gegeneinander, einzelne Kämpfer sind gar in mehreren Gruppen aktiv. Wer wirklich das Sagen hat, ist kaum zu durchschauen.
Die Rebellen-Gruppen werden sich nicht so leicht vertreiben lassen. Denn wer den Norden Malis kontrolliert, hat grosse Abschnitte jener Sahara-Routen unter Kontrolle, wo Menschen, Waffen, Benzin und Zigaretten geschmuggelt werden. Ein lukratives Geschäft.