Rote Kranteile sind zu sehen, die sich durch die Decke des Gebäudes gebohrt haben. Trümmer, dazwischen Tote und Verletzte, liegen auf dem Boden der Heiligen Moschee von Mekka.
Ein Unwetter mit plötzlich aufkommenden Windböen hat am Freitagabend zu dem Unglück geführt: Ein Kran stürzte zur Zeit des Gebets zum Sonnenuntergang in den Komplex des zentralen Heiligtums des Islams und riss mindestens 107 Menschen in den Tod. Nach Angaben des Zivilschutzes wurden zudem mindestens 238 Menschen verletzt.
Unglück zur Zeit des Gebets
In Mekka versammeln sich derzeit hunderttausende Gläubige für den Hadsch, die weltweit grösste muslimische Pilgerfahrt. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur SPA sind bereits fast 800'000 Pilger in Saudi-Arabien eingetroffen.
Das Unglück ereignete sich zur Zeit des Gebets zum Sonnenuntergang auf dem Gelände der grossen Heiligen Moschee, des zentralen Heiligtums des Islams. Der Kran stürzte auf ein Dach der Moschee.
Grund für das Unglück waren starker Wind und Regen. In den vergangenen Tagen hatte es im Nahen Osten immer wieder schwere Stürme gegeben.
Spitäler in Alarmbereitschaft
Die saudische Nachrichtenagentur SPA berichtete, die Spitäler der Stadt seien in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. Es seien zusätzliche Blutkonserven bereitgestellt, um die grosse Zahl der Verletzten zu behandeln.
In Mekka beginnt in der übernächsten Woche der Hadsch, die wichtigste Wallfahrt der Muslime. Erwartet werden auch diesmal wieder Millionen Gläubige. Im Hof der Heiligen Moschee ist die Kaaba, das würfelförmige Heiligtum der Muslime.
Immer wieder Unglücke
Der Hadsch ist eine der fünf Säulen des Islams. Jeder fromme Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, sollte einmal im Leben nach Mekka pilgern.
Immer wieder kommt es dabei aber auch zu tödlichen Unglücken: Beim schwersten - im Jahr 1990 - starben bei einer Massenpanik mehr als 1400 Menschen. Im Jahr 2006 starben bei einer Massenpanik mehr als 350 Menschen. Im Jahr 1979 griffen während des Hadsch bewaffnete Attentäter die Heilige Moschee an und nahmen die Gläubigen als Geiseln. Hunderte Menschen starben damals.
Platz für 2,2 Mio. Menschen
Eine neue Metro transportiert seit vier Jahren Hunderttausende Wallfahrer, die nicht laufen wollen, zwischen den Heiligen Stätten. Die Pilgerstadt ist zu einer modernen Metropole geworden. Das US-Nachrichtenmagazin «Time» schrieb vor einem Jahr, dass der Bautätigkeit in Mekka jedoch viele historische Stätten zum Opfer fallen.
Inzwischen wird Mekka von den saudischen Sicherheitskräften stark überwacht. Und es wird mächtig gebaut: Die Wallfahrtsstrecke wurde erweitert und das einstige Nadelöhr, die Brücke bei Mina, auf mehrere Ebenen ausgebaut. Vor der Naturgewalt bot all dies nun keinen Schutz. Aufgrund der vielen Verletzten, dürfte die Zahl der Toten noch weiter steigen.
Ein riesiges Bauprojekt ist im Gange, um den Bereich der Grossen Moschee um 400'000 Quadratmeter zu erweitern. Dadurch sollen gleichzeitig bis zu 2,2 Millionen Menschen dort Platz finden. Um die Moschee herum stehen deshalb eine Reihe von Baukränen. Der Gouverneur der Region Mekka, Prinz Chaled al-Faisal, ordnete eine Untersuchung des Unglücks an.