Einen Tag vor der Kölner Wahl ist die Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker bei einer Messerattacke auf einem Wochenmarkt schwer verletzt worden. Ein mit einem Messer bewaffneter Mann habe die parteilose Reker am Morgen um kurz nach neun Uhr an einem Wahlkampfstand der CDU angegriffen, teilte die Stadt Köln mit. Reker sei durch einen Stich in den Hals verletzt worden. Der etwa 30- bis 40-jährige Angreifer wurde festgenommen.
«Wahlkampf ist eingestellt»
Laut einem Polizeisprecher sind beim Handgemenge vier weitere Personen verletzt worden, davon eine schwer. Reker (58) sei ausser Lebensgefahr, teilte ihr Wahlkampfteam am späten Vormittag über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Sie wurde in die Uniklinik Köln gebracht. Rekers Mitarbeiter Frederik Schorn sagte der dpa, auch ein Mitarbeiter des Wahlkampfteams sei verletzt worden. «Unser Wahlkampf ist eingestellt», sagte Schorn. Auch ein Rettungshubschrauber war im Einsatz.
Die Oberbürgermeisterwahl in Köln findet trotz des Angriffs auf die parteilose Kandidatin Henriette Reker wie geplant am Sonntag statt. Das teilte die Stadtverwaltung mit.
Ein parteiübergreifendes Bündnis rief für den Samstagnachmittag zu einer Solidaritätskundgebung für die Opfer in der Innenstadt Kölns auf.
Täter festgenommen
Nach Darstellung des «Kölner Stadt-Anzeigers» wurde Reker von einer 20 cm langen Klinge am Hals getroffen und an der Luftröhre verletzt. Der Kölner CDU-Vorsitzende Bernd Petelkau, der Augenzeuge des Angriffs im Stadtteil Braunsfeld war, sagte der «Rheinischen Post» hingegen, der Angreifer habe Reker mit einem Messer in den Bauch gestochen.
Vor dem Angriff habe der Mann gerufen: «Ich rette Messias. Das ist alles falsch, was hier läuft, ich befreie Euch von solchen Leuten.» Nach der Attacke sei er dann ganz ruhig stehengeblieben und habe gesagt: «Ich musste es tun. Ich schütze Euch alle.» Der Mann wurde laut Polizei noch am Tatort festgenommen. Polizei und Staatsanwaltschaft nahmen Ermittlungen auf.
Nach übereinstimmenden Medienberichten hat der Täter als Motiv die deutsche Flüchtlingspolitik genannt. Am Tatort und später im Streifenwagen auf dem Weg zur Polizeiwache habe er betont, mit der Flüchtlingspolitik von Reker und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht einverstanden zu sein, berichteten mehrere Medien unter Berufung auf Polizeikreise.