«Unglaublich» - so fasste Peter Greste seine Eindrücke von seiner Rückkehr nach Australien zurück. Er habe in der Haft «so oft von diesem Moment geträumt», meinte der 49jährige während einer Pressekonferenz in Brisbane. Doch die Realität sei «so viel besser gewesen».
Sein Flugzeug war mitten in der Nacht gelandet. Trotzdem warteten hunderte von Freunden und Kollegen auf den Journalisten. Unter ihnen seine betagten Eltern, Lois und Juris. Es war nicht zuletzt deren Verbissenheit zu verdanken, dass die Welt das Schicksal der drei inhaftierten Al-Dschasira-Reporter nicht zu vergessen begann.
Kollegen Grestes sind immer noch in Haft
Mit Hilfe von Journalisten rund um den Globus hatten sie eine Kampagne gestartet, die Kairo offenbar veranlasste, Greste zu entlassen. Von einer Minute auf die andere: Er habe am Sonntag nur einen Moment Zeit gehabt, sich zu verabschieden, meinte Greste. Offenbar war er aufgrund einer Regelung abgeschoben worden, die eine Ausweisung von Ausländern erlaubt, damit sie ihre Strafe im Heimatland verbüssen können.
Seine zwei Leidensgenossen Mohammed Fahmi und Baher Mohammed sitzen weiterhin im Gefängnis. Fahmi, der Doppelbürger ist, soll seine ägyptischen Staatsbürgerschaft abgegeben haben und hofft, als Kanadier ebenfalls abgeschoben zu werden.
Unklar ist, ob der Ägypter Mohammed Chancen hat, freigelassen zu werden. «Wenn es für mich richtig ist, frei zu sein, ist es für uns alle richtig», so Greste in Brisbane.
Verurteilung ohne Beweise
Der Journalist hatte einen Alptraum durchlebt, wie ihn wohl jeder Auslandskorrespondent in politisch unstabilen Ländern fürchtet. Er war eigentlich nur als Aushilfe in Kairo, als er und seine zwei Al-Dschasira-Kollegen im Dezember 2013 festgenommen wurden. Der Vorwurf: sie hätten die in Ägypten verbotene islamistische Muslimbruderschaft unterstützt.
Im Juni verurteilte ein Gericht ihn und Fahmi zu sieben Jahren, Mohammed zu zehn Jahren Haft. Die Vorwürfe waren nicht nur unhaltbar und ohne jegliche Beweise. Sie waren scheinbar politisch motiviert: Katar, in dem Greste‘s Arbeitgeber Al Dschasira beheimatet ist, hatte auch nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär im Juli 2013 an der Muslimbruderschaft festgehalten.
Greste: «Wir wurden nicht misshandelt»
Greste wollte sich in Brisbane nicht näher über die Haftbedingungen äußern. Wohl, um die Sicherheit seiner Kollegen nicht zu gefährden. Sie seien aber «nicht misshandelt» worden. Auf die Frage eines Reporters, wie man die Haft in einem ägyptischen Gefängnis überstehen könne, meinte Greste, die drei hätten von Anfang an einen Plan gehabt.
«Um so etwas durchzumachen, muss man fit sein», so der Journalist. Das habe ihm seine langjährige Arbeit als Korrespondent gezeigt. Nicht nur physisch, sondern auch mental und intellektuell. So hätten sich die drei nicht nur ein Fitnessprogramm auferlegt, er selbst habe viel meditiert. Schließlich habe er mit Hilfe einer australischen Universität ein Fernstudium begonnen. Der Name des Kurses: internationale Beziehungen.