Saudi-Arabien gerät nach einem verheerenden Luftangriff auf eine Trauerfeier für den verstorbenen Vater eines Huthi-Rebellenführers mit über 140 Toten und mehr als 500 Verletzten international unter Druck. Sogar der enge Verbündete USA findet deutliche Worte: Ned Price, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates erklärte am Samstag: «Die Sicherheitskooperation der USA mit Saudi-Arabien ist kein Blankoscheck.»
Die USA hätten eine sofortige Überprüfung der bereits reduzierten Hilfe für das saudisch geführte Bündnis eingeleitet. «Und wir sind bereit, unsere Unterstützung anzupassen, um den Prinzipien, Werten und Interessen der USA besser gerecht zu werden», so Price weiter.
Saudi-Allianz weist Verantwortung zurück
Vertreter der Militärallianz wiesen hingegen jegliche Verantwortung zurück. Die Streitkräfte des Bündnisses hätten klare Anweisungen, keine belebten Gebiete anzugreifen und zivile Opfer zu vermeiden. Sie kündigten eine von US-Experten unterstützte Untersuchung des Vorfalls an.
In Sanaa demonstrierten am Sonntag Tausende Menschen, vor allem Unterstützer der Huthis, vor einem UNO-Büro. Sie forderten die Vereinten Nationen auf, die Tat zu verurteilen. Generalsekretär Ban Ki Moon verlangte eine schnelle und unabhängige Untersuchung.
Der Koordinator des UNO-Büros für humanitäre Hilfe (Ocha), Stephen O'Brien, nannte die Tat «schrecklich und abscheulich». Die Zahl der Opfer werde wahrscheinlich noch weiter steigen, befürchtete er.
In der im Süden Sanaas gelegenen Veranstaltungshalle hatten sich am Samstag Hunderte Trauergäste versammelt, als Anwohnern zufolge zwei Raketen aus der Luft abgeschossen wurden. Eines der Geschosse traf das Gebäude direkt und setzte es in Brand. Die zweite Rakete schlug in der Nähe ein. Ein Sprecher
der Huthi-Rebellen verurteilte den Anschlag als «bestialischen Akt». Die Vereinten Nationen zitierten Vertreter der örtlichen Gesundheitsbehörden, denen zufolge mehr als 140 Menschen starben, mehr als 500 wurden demnach verletzt.
1300 zivile Opfer seit März 2015
Jemens Hauptstadt Sanaa ist seit September 2014 unter der Kontrolle der Huthis, die gegen Truppen der Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi kämpfen. Die Angriffe des saudischen Bündnisses hatten im März 2015 begonnen und trafen neben Huthi-Stellungen immer wieder auch humanitäre Einrichtungen, Märkte oder Hochzeiten. Der UNO zufolge wurden alleine zwischen Juli 2015 und Juni 2016 knapp 1300 Zivilisten durch die Luftschläge getötet.
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen hatte kürzlich ihr Personal aus dem Norden des Landes abgezogen und als Gründe «willkürliche Bombardements» und «unzuverlässige Zusicherungen» des Militärbündnisses angeführt.
Die USA stützten den Kurs Saudi-Arabiens bislang und verlangen von den Huthis, sich aus den grossen Städten im Jemen zurückzuziehen sowie ihre Waffen abzugeben. US-Aussenminister John Kerry hatte Ende August trotz der Vielzahl getöteter Zivilisten gesagt, das militärische Vorgehen Riads sei eine Antwort auf die Gewalt aus dem bitterarmen Nachbarland. Der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und anderen Berichten zufolge setzt die Koalition auch Bomben US-amerikanischer Bauart ein.