Nach der Einnahme der irakischen Stadt Ramadi hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Dutzende ihrer Anhänger aus einem Militärgefängnis freigelassen. Aus Kreisen der irakischen Armee hiess es am Montag zudem, die Extremisten hätten eine grosse Zahl an Waffen, Panzern und anderen Fahrzeugen erobert, die das Militär zurückgelassen habe.
Lokale Beamte berichten von Morden im grossen Stil
Es gebe zwar keine genaue Zahlen, aber «wir schätzen, dass 500 Personen getötet wurden. Nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten», sagt Muhannad Haimour, ein Sprecher der Provinz Anbar. 8000 Menschen seien während der letzten drei Tage aus der Stadt geflohen.
Es soll ausserdem mehrere Selbstmordattentate gegeben haben. Die irakischen Streitkräfte hätten sich nach schweren Verlusten zurückgezogen. Video-Aufnahmen zeigen, wie Dutzende Armee-Fahrzeuge auf einer Hauptstrasse aus der Stadt fahren. Der Vorsitzende des Provinzrates, Sabach Karchut, bestätigte, die Extremisten hätten auf etlichen Gebäuden Ramadis ihre Flagge gehisst. Hunderte Familien seien aus Angst vor Massakern auf der Flucht.
Strategisch wichtige Stadt
Ramadi ist die Hauptstadt der Provinz Anbar, der grössten irakischen Provinz. Die sunnitisch dominierte Stadt liegt etwa 110 Kilometer westlich von Bagdad und war während Monaten umkämpft. Gegen Ende vergangener Woche hatte die IS-Miliz einen neuen grossen Angriff gestartet, um die Stadt, die als eine der letzten Bastionen der irakischen Regierung in der Gegend gilt, vollständig einzunehmen.
Dies ist ein weiterer Rückschlag für die irakische Regierung und die Armee. Sie hatte zusammen mit schiitischen Milizen im vergangenen Monat eine Offensive gestartet, um die Extremisten aus der Provinz Anbar zurückzudrängen. Sie konnte allerdings trotz Unterstützung aus der Luft – unter anderem durch die USA – keine entscheidenden Erfolge verbuchen.
Gegenoffensive angekündigt
Nun mobilisieren schiitische Milizen ihre Kämpfer, um sie in die Schlacht um die eroberte Stadt Ramadi zu schicken. Die Truppen der Bewegung Haschid Schaabi hätten ihren Marschbefehl in die Provinz Anbar erhalten und würden sich «auf jeden Fall an der Schlacht um die Stadt beteiligen», sagte ein Sprecher der paramilitärischen Gruppe.