Nach fünf Nächten gewalttätiger Auseinandersetzungen in dem überwiegend von Schwarzen bewohnten Ort Ferguson im US-Bundesstaat Missouri zog Gouverneur Jay Nixon die örtlichen, weissen Polizeikräfte ab.
Viele schwarze Sicherheitskräfte des Bundesstaates zogen vergangene Nacht gemeinsam mit Demonstranten friedlich durch die Strassen der Kleinstadt. Es war eine ruhige Nacht.
Anders als in den Tagen zuvor wurde auch auf den Einsatz gepanzerter Fahrzeuge verzichtet. Diese Schritte führten wie erhofft zu einer Deeskalation. In vielen anderen Städten in den USA kam es zu Solidaritätskundgebungen.
Plünderungen und Krawalle
Die Polizei der Stadt Ferguson, die unweit der Metropole St. Louis liegt, war in den vergangenen Tagen mehrfach für ihr hartes Vorgehen kritisiert worden. Nachdem ein weisser Polizist am Samstag einen schwarzen Teenager erschossen hatte, kam es in folgenden Nächten zu Protesten, Plünderungen und Festnahmen.
Zunächst hatten die Polizisten sich zurückgehalten, dann gingen sie aber schwer bewaffnet und auch mit Tränengas und Rauchbomben vor, um Proteste aufzulösen. Auch Gummigeschosse wurden eingesetzt.
Journalisten wurden schikaniert oder von der Berichterstattung abgehalten. Mindestens zwei Reporter wurden gewaltsam festgenommen. Mehrfach war von Verstössen gegen die Pressefreiheit die Rede. Polizeichef Tom Jackson gestand später ein, dass sich die Polizei nicht gut verhalten habe.
Name des Schützen nun bekannt
Der 18-jährige Michael Brown soll Polizeiangaben zufolge seinen Todesschützen am Samstag bei einer Auseinandersetzung in sein Dienstfahrzeug gedrängt haben. Augenzeugen hatten dagegen berichtet, der Jugendliche habe sich kurz vor seinem Tod ergeben und die Hände in die Höhe gehalten. Brown sei unbewaffnet gewesen.
Die Polizei hat derweil den Namen des Todesschützen veröffentlicht. Offenbar arbeitet dieser seit sechs Jahren als Polizist. Probleme habe es mit ihm nie gegeben, so der Polizeichef. Bisher hatte sich die Polizei geweigert, den Namen des Polizisten bekanntzugeben. Sie argumentierte, dies geschehe zum Schutz des Mannes.
Die sogenannte «Highway Patrol», die nun in Ferguson im Einsatz ist, überwacht vor allem den Verkehr, ermittelt aber auch bei Straftaten wie Mord und Diebstahl. US-Justizminister Eric Holder teilte mit, Plünderungen seien nicht hinnehmbar. Zugleich müsse die Polizei darauf hinwirken, die Lage zu entspannen und nicht anzuheizen.
Die ungewöhnlich schwere Bewaffnung der Polizei in Ferguson ist kein Einzelfall. Polizeistationen können sich dank eines Programms des Verteidigungsministeriums kostenlos militärische Ausrüstung zulegen. Das sogenannte 1033-Programm ermöglicht den kostenfreien Transfer überschüssigen Materials vom Pentagon an die Polizei in Gemeinden und Bundesstaaten. Darunter sind schwere Waffen wie Granatwerfer und gepanzerte, gegen Landminen geschützte Fahrzeuge, die auch in Ferguson zum Einsatz kamen.