In einer Geste der Aussöhnung hat Tschechiens Regierungschef Petr Nečas die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg bedauert. In der ersten Rede eines tschechischen Politikers im bayerischen Landtag beschwor er die gemeinsame Kultur beidseits der Grenze.
Bayern und Böhmen seien über Jahrhunderte ein gemeinsamer Kulturraum gewesen. «Wir bedauern, dass durch die Vertreibung und zwangsweise Aussiedlung der Sudetendeutschen nach Kriegsende aus der ehemaligen Tschechoslowakei, die Enteignung und Ausbürgerung unzähligen Menschen viel Leid und Unrecht angetan wurde», sagte Nečas.
Ein Zurück in die Zeit vor 80 Jahren könne es aber nicht geben. «Die Eigentumsverhältnisse vor dem Krieg können nicht wiederhergestellt werden.» Nečas ging damit nicht über die deutsch-tschechische Erklärung von 1997 hinaus, seine Rede wurde aber von den Vertretern der Sudetendeutschen positiv aufgenommen.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer sagte anschliessend, die Beziehungen seien «einen Riesen-, Riesenschritt» vorangekommen. «Ich würde aber noch nicht von totaler Normalität sprechen. Normalität haben wir dann, wenn sich die Frage nach der Normalität nicht mehr stellt.»