Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitag wurde die Evakuierung von Ost-Aleppo ausgesetzt.
- Jetzt haben sich die Kriegsparteien auf einen neuen Evakuierungs-Plan geeinigt.
- Wann die Menschen wieder in Sicherheit gebracht werden können, steht dennoch nicht fest.
- Die humanitäre Lage ist katastrophal.
Tausende Menschen in den Rebellengebieten in Ost-Aleppo warten weiter auf den Beginn der ausgesetzten Evakuierungsaktion. Ein Rebellenvertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP, es gebe eine Einigung auf eine Wiederaufnahme der Mission.
Die Regierung bestätigte die Angaben des Vertreters jedoch nicht. Die Evakuierung von Ost-Aleppo war am Freitag unterbrochen worden, nachdem es erneut zu Gefechten gekommen war.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rief alle Konfliktparteien dazu auf, den Schwebezustand für die Menschen zu beenden. «Die Bevölkerung hat genug gelitten», sagte Marianne Gasser, die Leiterin der IKRK-Mission in Syrien, in Aleppo.
Auch Kämpfer unter den Evakuierten
Wie ein Journalist der AFP berichtete, harrten Zivilisten und Kämpfer bei Minusgraden in dem noch immer zum Teil von Rebellen gehaltenen Viertel Al-Amirijah auf der Strasse oder in den Ruinen der zerbombten Häuser aus. Die eingeschlossenen Zivilisten haben weder Lebensmittel noch Trinkwasser.
Der UNO-Sonderbeauftragte Staffan de Mistura hatte erklärt, es befänden sich in dem fast vollständig von der syrischen Armee zurückeroberten Osten von Aleppo noch etwa 40'000 Zivilisten sowie bis zu 5000 Rebellenkämpfer und ihre Familien. Diese Zahlen sind laut UNO allerdings nicht gesichert.
Angesichts der verheerenden humanitären Lage in Ost-Aleppo hatte am Donnerstag die Evakuierung der zerstörten Stadtviertel begonnen. Seitdem wurden nach Aktivistenangaben rund 8500 Menschen nach West-Aleppo gebracht, darunter 3000 Kämpfer.
Weitere Ortschaften sollen evakuiert werden
Am Freitag hatte die syrische Armee die Evakuierungen jedoch ausgesetzt. Sie warf den Rebellen vor, diese hätten sich nicht an die «Bedingungen der Vereinbarung» gehalten. Aus Militärkreisen hiess es, Rebellen hätten das Feuer eröffnet und versucht, Geiseln zu nehmen.
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte hängt das Aussetzen der Evakuierungen in Aleppo auch damit zusammen, dass die Rebellen, die Fua und Kafraja in der nordwestlichen Provinz Idlib belagern, sich dagegen sperren, dass Verletzte aus den beiden Ortschaften herausgebracht werden.
Denn die Rebellen verlangen, dass im Gegenzug die Städte Sabadani und Madaja in der Provinz Damaskus evakuiert werden. Diese werden von regierungstreuen Einheiten belagert. Doch auch dort sollen nun Evakuierungen stattfinden
Die Evakuierungen in Aleppo sollen mit der Ausreise von Verletzten und ihren Familien, Waisenkindern und anderen Zivilisten – insgesamt rund 4000 Menschen – wieder aufgenommen werden, erklärte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Seine Organisation stützt sich auf ein Informantennetz in Syrien, die Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.