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International Nichts gelernt? Japan kehrt zur Atomkraft zurück

Nach gut zwei Jahren Pause nimmt Japan die Produktion von Atomstrom wieder auf. Kritiker sehen die alte Atom-Clique aus Regierung, Atomaufsicht und Betreiber wieder am Werk. Trotz des langen Arms der Atom-Lobby ist aber die Rückkehr zum Zustand von vor Fukushima eher unwahrscheinlich.

Erstmals seit der Atomkatastrophe von Fukushima vor gut vier Jahren erzeugt Japan bald wieder Atomstrom. Gegen den breiten Widerstand in der Bevölkerung hat der Betreiberkonzern Kyushu Electric Power den ersten Block des Atomkraftwerks Sendai in der südwestlichen Provinz Kagoshima wieder angefahren. Am Freitag soll der Reaktor wieder Strom produzieren und Anfang September den kommerziellen Betrieb voll aufnehmen.

Kein Atomstrom seit 2011

Als Konsequenz der Atomkatastrophe in Fukushima vom 11. März 2011 standen seit rund zwei Jahren alle 48 Reaktoren in Japan still. Die Wiederinbetriebnahme des Sendai-Reaktors ist ein Erfolg für Ministerpräsident Shinzo Abe, der Atomstrom aus wirtschaftlichen Gründen befürwortet. Abe besteht darauf, dass der rohstoffarme Inselstaat auf Dauer nicht unter der Last teurer Importe an Öl und Gas bestehen könne.

Mehrheit der Japaner gegen Atomkraft

Die Wiederinbetriebnahme des Reaktors erfolgt sehr zum Missfallen der Japaner. Auch viereinhalb Jahre nach der Atomkatastrophe spricht sich nämlich die Mehrheit in Umfragen gegen eine Rückkehr zur Atomkraft aus – trotz steigender Stromrechnungen.

Atomkraftgegner kritisieren unter anderem, dass die Betreiber des AKW Sendai unklar lassen würden, wie die zehntausend Anwohner im Falle eines Unfalls in der Grössenordnung von Fukushima evakuiert werden könnten. Bürgergruppen beanstanden ausserdem, dass der Reaktor in Sendai mehr als 30 Jahre alt sei, genau wie sämtliche der Unglücksreaktoren in Fukushima.

Ausstieg aus der Atomenergie vereitelt

Noch im September 2012 hatte Abes Vorgänger Yoshihiko Noda einen kompletten Ausstieg aus der Kernkraft bis zum Ende der 2030er Jahre verkündet. Nodas Partei erlitt in der Folge eine Wahlniederlage, wodurch Abes Liberaldemokratische Partei LDP an die Macht zurückkehrte – jene Partei also, die jahrzehntelang bei ihrer Atompolitik Sicherheitsfragen vernachlässigt hatte.

Weniger Atomenergie als vor Fukushima

Atomgegner befürchten nun, dass jenes als Atomdorf bekannte Netzwerk aus Regierung, Atomaufsicht, Betreiber Tepco und Medien, das mutmasslich die Katastrophe von Fukushima zu verantworten hat, wieder am Werk ist. Dennoch ist unwahrscheinlich, dass ein Zustand wie vor Fukushima wieder hergestellt wird, als die Atomenergie rund 30 Prozent zur Stromversorgung in Japan beitrug.

Die Regierung hat als neue Zielgrösse einen Atomstrom-Anteil von 20 bis 22 Prozent bis zum Jahr 2030 ausgegeben. Wahrscheinlich wird er in Zukunft aber tiefer sein. Zum einen wegen des Widerstands im Volk, zum anderen, weil einige der derzeit auf dem Prüfstand stehenden Meiler zu alt sind und kaum die neuen Sicherheitsauflagen erfüllen können. Hinzu kommt die Konkurrenz durch erneuerbare Energien, die seit Fukushima deutlich zugelegt haben sollen.

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