Am 17. Juli jährt sich der Absturz des Passagierflugzeugs MH17 in der Ostukraine zum ersten Mal. Beim Unglück verloren 300 Menschen ihr Leben. Bis heute gibt es nur wenige Erkenntnisse über den Hergang der Katastrophe. Einzig bekannter Fakt ist und bleibt: Das Flugzeug wurde abgeschossen.
Die regierungskritische russische Zeitung «Nowaija Gaseta» präsentiert jetzt in ihrer MH17-Sonderausgabe die Ergebnisse ihrer fast einjährigen Recherche. Wie andere vor ihnen kommen die Journalisten der «Nowaija Gaseta» zum Schluss, dass der Jet im ostukrainischen Krisengebiet mit dem Flugabwehrsystem BUK abgeschossen wurde. Die Rakete sei vermutlich in einem von pro-russischen Rebellen kontrollierten Gebiet gestartet worden.
Russen hinter dem Abschuss vermutet
Sergeij Sokolow, der Herausgeber der Zeitung, vermutet die Urheberschaft des Abschusses auf russischer Seite. Zwar könne er nicht sagen, wer den Knopf gedrückt habe, doch: «Unsere Informanten haben beobachtet, dass das Abwehrsystem über die russische Grenze in die Krisenregion gebracht und nach der Tragödie wieder nach Russland zurückgeschafft wurde.»
Es verwundert kaum, dass der Kreml diesen Vorwurf umgehend dementieren liess. Moskau und Kiew geben sich weiterhin gegenseitig die Schuld an dem Abschuss.
Sokolow und seine Zeitung geben auch der Ukraine eine Mitschuld an der Katastrophe. Zum Abschuss wäre es nie gekommen, wenn die Ukraine nicht scharf auf das Geld aus den Überflugrechten gewesen wäre. «Die Ukraine hätte den Luftraum für Jets über dem Krisengebiet schliessen müssen. Aber Gier, Korruption und Chaos haben das verhindert», kritisiert Sokolow.
«Bald werden wir genaueres erfahren»
Der unabhängige und renommierte Politologe Dmitrij Oreschkin sieht in der Sonderausgabe der «Nowaija Gaseta» eine kritische, aber sehr vorsichtige Berichterstattung. Für ihn ist klar, dass Russland hinter dem Abschuss steht. «Bald werden wir genaueres erfahren, denn die niederländische Staatsanwaltschaft nimmt das Thema sehr ernst.»
Die Niederlande – das Land mit den meisten Opfern – leitet die Untersuchungen zum Abschuss. So zuversichtlich wie Oreschkin sind in Russland aber nicht alle. Auch die «Nowaija Gaseta» spricht von angeblichen Störfeuern des Kreml, der versuche, die Ermittlungen zu verwässern.
(srf/herm;ala)