SRF: Ich erreiche Sie auf Ihrem Mobiltelefon. Wo sind Sie und wie sieht es aus?
Alexander Hug: Wir sind heute früh in Donezk losgefahren und haben uns durch die verschiedenen Kontrollpunkte der Frontlinie durchverhandelt. Wir machen gerade einen Bogen um die umkämpften Gebiete und werden wieder versuchen, in rebellenkontrolliertes Gebiet vorzustossen. Das ist eine neue Route, die wir bis jetzt noch nicht getestet haben. Wir werden sehen, was der heutige Tag bringt.
Wie muss man sich das vorstellen, wird immer noch gekämpft?
Ja. Es ist aber nicht so, dass es eine lange Frontlinie gibt. Es sind vereinzelte, verschachtelte Gefechte. Es gibt keine klaren Grenzen. Deshalb ist es auch so gefährlich, sich zu bewegen. Man kann sich an keinen Grenzen orientieren.
Und Sie selber sitzen jetzt in einem normalen Fahrzeug?
Ich sitze in einem gepanzerten Fahrzeug in einem Konvoi, der von einer ukrainischen Militäreinheit begleitet wird. Am Anfang waren es die Rebellen, die den Konvoi anführten, jetzt ist es die Regierung. Am Ende der Strecke wird es wieder wechseln, wenn wir in Rebellengebiet eindringen.
Gestern konnte man lesen, dass die Behörden der selbsternannten Volksrepublik Donezk sich überlegen, die Zusammenarbeit mit der OSZE zu beenden, da sie nicht neutral sei. Ist das wirklich so?
Nein, das war eine Falschmeldung. Ich habe heute bis zwei Uhr morgens mit den Rebellenführern verhandelt. Heute Morgen wurden wir durch die verschiedenen Kontrollpunkte gelotst. Ohne Zusammenarbeit wäre dies nicht möglich. Sie besteht also weiterhin.
Aber Sie wurden mit den Vorwürfen, die OSZE sei nicht neutral, konfrontiert?
Nein, das wurde uns nicht gesagt. Die Zeitungsmeldung, die das sagte, wurde von den Rebellen auch sofort dementiert.
Wenn ich Sie richtig verstehe, ist die Zusammenarbeit mit den Separatisten nicht schlecht?
Ich möchte die Zusammenarbeit nicht charakterisieren. Das ist ein Arbeits- und in gewisser Weise auch ein Vertrauensverhältnis.
Das Interview führte Romana Costa.