Eine Woche nach dem Freispruch im Prozess um den damals 17-jährigen Schwarzen Trayvon Martin haben in den USA Tausende Menschen gegen das Urteil protestiert. Von Miami in Florida über New York und Chicago bis hin zum kalifornischen Los Angeles versammelten sich Demonstranten.
Zu den Kundgebungen hatte die Bürgerrechtsbewegung National Action Network (NAN) unter dem Schwarzen Al Sharpton aufgerufen. Sie kündigte USA-weite Aktionen in hundert Städten an. Allerdings fielen die einzelnen Demonstrationen eher klein aus und beschränkten sich auf jeweils mehrere Hundert Demonstranten, wie Fernsehbilder zeigten
Obama ganz persönlich
Am Freitag hat sich der US-Präsident endlich in die Debatte eingeschaltet. Es war eine Rede, die nur Barack Obama halten konnte. Ein schwarzer Präsident spricht über die «rassischen Ungleichgewichte» in den USA, die Vorurteile, denen viele Afroamerikaner heute immer noch ausgesetzt sind – Erfahrungen, die er einst selbst in seinem Leben machte. «Trayvon Martin, das hätte ich vor 35 Jahren sein können», sagte der erste dunkelhäutige Präsident der USA.
Vor allem den Schwarzen sagte er zudem, worauf sie gewartet hatten: dass sie Recht haben, wenn sie beklagen, dass «Rassismus in den USA nicht ausgelöscht ist», wie es Obama selbst formulierte.
Obama geht es nun wohl um sein politisches Erbe, wie Karin Bauer, SRF-Korrespondentin in New York, meint. Diese Rede hatte ein historisches Ausmass. Der US-Präsident gab den Schwarzen eine Stimme, als er von Diskriminierungen sprach. Obama dürfte sich aber auch deshalb so persönlich geäussert haben, weil er nun in seiner zweiten Amtsperiode weniger zu befürchten hat.
In Sanford war 2012 der damals 17-jährige unbewaffnete Trayvon von George Zimmermann, Mitglied einer Bürgerwehr, erschossen worden. Zimmerman machte im Prozess erfolgreich Notwehr geltend. Mit den Protestaktionen wollen Schwarzenorganisationen nun erreichen, dass der Todesschütze erneut vor Gericht gestellt wird – diesmal wegen Verletzung von Trayvons Bürgerrechten.