Das US-Militär hat bei seinen bisherigen Luftangriffen Ausrüstung und Waffen der IS-Terrormiliz im Irak erfolgreich zerstört. Das sagte US-Präsident Barack Obama in Washington. Die USA und die irakische Regierung hätten ihre militärische Hilfe für die kurdischen Streitkräfte erhöht, die im Norden des Landes gegen die Dschihadisten kämpfen. Auf einen Zeitrahmen für mögliche weitere US-Luftangriffe legte sich Obama nicht fest.
Der französische Präsident François Hollande und der britische Regierungschef David Cameron hätten Unterstützung beim humanitären Einsatz zum Schutz der von den Extremisten vertriebenen Minderheiten zugesagt. Das berichtete Obama nach Telefongesprächen.
Am Samstag startete ein erstes britisches Transportflugzeug mit Hilfsgütern für die Bevölkerung im Nordirak. Laut dem Aussenministerium in Washington haben US-Flugzeuge bisher mehr als 36 '000 Packungen Fertigessen und Behälter mit mehr als 31'000 Liter Wasser für die Flüchtlinge im Sindschar-Gebirge abgeworfen.
Obama drängt auf Einheitsregierung im Irak
In seiner Radioansprache drang Obama erneut drang auf die Bildung einer Regierung im Irak, welche die religiöse und gesellschaftliche Vielfalt im Land widerspiegele. Dies sei vordringlich. Nur so könne langfristig die Krise im Irak gelöst werden. «Wir können das nicht für sie erledigen, unser Militär kann es nicht für sie erledigen», sagte Obama. Er glaube nicht, dass sich das Problem «innerhalb von Wochen» lösen lasse. Eine Bodenoffensive schloss der US-Präsident erneut aus.
Zuvor hatte sich Obama im Interview mit der «New York Times» grundsätzlich zu umfangreicheren Luftschlägen gegen die Islamisten im Irak bereit erklärt: «Wir werden es nicht zulassen, dass sie ein Kalifat in Syrien und im Irak errichten.»
IS erobert grössten Staudamm des Landes
Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) hat in den vergangenen Tagen ihren Vormarsch im Irak fortgesetzt und mehrere Orte im Norden des Landes eingenommen. Die USA flogen mit Drohnen und Kampfflugzeugen Einsätze gegen IS-Stellungen in der Nähe der nördlich von Kirkuk gelegenen Stadt Erbil. Auch die irakische Luftwaffe und kurdische Einheiten griffen ein.
Kurdische Peshmerga hätten einen Angriff der radikalen Islamisten auf den Ort Tus Churmatu südlich der Stadt Kirkuk abgewehrt, berichtet die irakische Nachrichtenseite Shafaaq News. Die Extremisten hätten «schwere Verluste» erlitten. Über Opfer der kurdischen Einheiten wurden keine Angaben gemacht.
Kämpfer des IS eroberten offenbar den grössten Staudamm des Irak. Damit erlangen sie die Kontrolle über die Wasser- und Stromversorgung weiter Landesteile. Der Staudamm nahe Mossul sei seit der Nacht in der Hand der Extremisten, sagte ein Sprecher der kurdischen Peshmerga-Truppen.
Den Damm reparieren
Laut Augenzeugen haben die IS-Kämpfer die Reparatur der Anlage angeordnet. Ein Ingenieur am Mossul-Damm im Norden des Landes sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dafür würden Techniker und Ingenieure zusammengezogen. Techniker seien daran, eine Stromleitung zur Stadt Mossul instand zu setzen. Sie war vor vier Tagen gekappt worden.
Seitdem kommt es in der ebenfalls von den Islamisten kontrollierten Stadt zu Stromausfällen und Wasserknappheit. Ein Mitarbeiter des Dammes erklärte, IS-Kämpfer patrouillierten vor dem Bauwerk mit Pritschenwagen, auf denen Maschinengewehre montiert seien.
Flüchtlingswelle ausgelöst
Der Vormarsch der Terrormiliz hat in der Region eine Flüchtlingswelle ausgelöst. Mehr als 600'000 Menschen sind nach Angaben der UNO in die weitgehend stabile kurdische Autonomieregion im Nordirak geflüchtet.
Etwa 380'000 Iraker flohen demnach in die Region im Norden des Landes. Hinzu kämen rund 230'000 Flüchtlinge aus dem syrischen Bürgerkrieg, teilte die UNO mit.
Weiterhin seien noch Tausende vornehmlich jesidische Familien im irakischen Sindschar-Gebirge eingeschlossen. Die UNO-Mission im Irak schätzt ihre Zahl auf 15'000 bis 55'000.