Die Welt habe die moralische Pflicht, die humanitäre Tragödie in Aleppo zu beenden, die sich dort abspiele, sagte der UNO-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura.
Unnötige Opfer in Kauf genommen
Tausende weitere Zivilisten würden umkommen und zu fliehen versuchen, wenn die von Russland unterstützte syrische Luftwaffe ihre Angriffe auf Aleppo in den nächsten Wochen ungehindert fortsetzt. Allein in den vergangenen Tagen seien durch die anhaltenden Bombardierungen in Ost-Aleppo mehr als 300 Menschen getötet worden – unter ihnen etwa 100 Kinder, erklärte De Mistura.
Russland und Syrien müssten sich fragen lassen, ob sie tatsächlich wegen noch rund 900 bis 1000 Al-Nusra-Kämpfern in Ost-Aleppo ein Stadtgebiet mit 275'000 Einwohnern völlig in Schutt und Asche legen wollten, unter ihnen rund 100'000 Kinder.
Kurz vor dem eindringlichen Appell von De Mistura hatte das syrische Militär mitgeteilt, die Angriffe aus der Luft und mit Artillerie würden abgeschwächt. Das Militär verwies auf die Erfolge seiner Streitkräfte: Alle Versorgungsrouten in die Rebellenviertel im Osten der Stadt seien gekappt worden.
Ruhigste Nacht sei langem
Die den Rebellen nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte das Nachlassen der Bombenangriffe: Aleppo habe die ruhigste Nacht seit dem Scheitern der Waffenruhe im vergangenen Monat erlebt, teilte sie mit. In den Morgenstunden sei in der Stadt Ruhe eingekehrt.
Die Armee rief Rebellen und Bewohner von Ost-Aleppo zum Verlassen der Stadt auf. Alle, die bleiben, würden sich ihrem «unausweichlichen Schicksal» ergeben. Seit Beginn der Offensive sollen 270 Menschen in den Rebellenvierteln getötet worden sein.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle rückten die Bodentruppen der Regierung vom Stadtzentrum in das nördliche Viertel Bustan al-Bascha vor. Dieses wird seit 2013 von Rebellen kontrolliert.
Gespräche abgebrochen
Die USA hatten am Montag ihre Gespräche mit Russland über eine Feuerpause beendet. Die USA werfen Russland und der syrischen Regierung vor, sie würden zivile Ziele angreifen, darunter auch Spitäler. Trotz des Abbruchs der Gespräche laufen die diplomatischen Bemühungen weiter.