Timoschenko verbringt ihre Kindheit In einem einfachen Plattenbau. Die Mutter muss Julia alleine grossziehen. Der Vater verlässt die Familie früh.
Julia ist gut in der Schule, studiert Wirtschaft und macht als Managerin Karriere. Mitte der Neunzigerjahre ist sie Chefin der Vereinigten Energiesysteme der Ukraine, einem riesigen Firmenimperium. Sie gilt als die reichste Frau des Landes.
Weil die Politik den Erdgasmarkt neu organisiert, verliert ihr Unternehmen an Bedeutung. Timoschenko geht in die Politik. Die Stimmbürger wählen sie 1996 ins Parlament. Bald darauf gründet sie ihre eigene Partei «Batkiwschtschina», Vaterland. Sie engagiert sich für eine soziale Marktwirtschaft und will das parlamentarische System stärken. Wiktor Juschtschenko, ihr Verbündeter während der «Orangen Revolution», macht sie 1999 zur Vizeministerpräsidentin.
Die Unbequeme
Ihre Taten als Ministerin passen einigen Oligarchen nicht. Timoschenko bekämpft die Korruption und treibt Steuerschulden ein. Sie will mit dem Geld die Wirtschaftsreformen sozial abfedern. Die mächtige Oligarchie bemüht zum ersten Mal die Justiz. Schmuggel und Urkundenfälschung wirft ihr die Anklage vor.
Julia Tymoschenko verliert ihr Amt, wird verhaftet. Nach 42 Tagen ist sie wieder frei. Die Beweise reichen nicht aus.
Timoschenko steht auf, kommt zurück und führt nach den Parlamentswahlen 2002 ihre eigene Fraktion. Sie gewinnt 23 der 450 Parlamentssitze. Im Oktober 2004 steht die Präsidentenwahl an. Timoschenko verzichtet auf eine Kandidatur und unterstützt Ex-Premier Wiktor Juschtschenko. Er unterliegt ganz knapp seinem Rivalen Janukowitsch. Juschtschenko - schwer gezeichnet von einer Dioxin-Vergiftung – wirft Janukowitsch Wahlbetrug vor.
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Die «Orange Revolution», die Oppositionsbewegung von Timoschenko und Juschtschenko, beginnt. Das Volk blockiert die Regierungsgebäude. Hundertausende gehen für die beiden Politiker auf die Strasse und zwingen die Regierung in die Knie. Die Wahl wird wiederholt. Juschtschenko wird Präsident und ernennt Timoschenko zur Ministerpräsidentin. Timoschenko ist zurück. Erneut ganz oben.
Das Chaos herrscht
Die Regierung hält nicht lange. Timoschenko rüttelt wieder an den Pfründen der Oligarchie. Sie will 3000 fragwürdige Privatisierungen überprüfen.
Das passt Juschtschenko nicht. Er entlässt die gesamte Regierung seiner Mitstreiterin. Degradiert zur einfachen Abgeordneten führt Julia Timoschenko nun die Opposition. Juschtschenko gelingt es indes nicht, eine stabile Regierung zu bilden.
Schon bald zeichnet sich ein neues Bündnis zwischen Julia Timoschenko und Präsident Wiktor Juschtschenko ab. Nach den Parlamentswahlen 2007 halten die beiden 45 Prozent der Sitze und regieren erneut zusammen. Timoschenko ist wieder Ministerpräsidentin.
Zu beliebt
Drei Jahre später muss sich Wiktor Juschtschenko den Präsidentenwahlen stellen. Das Chaos der Regierungen unter seiner Ägide und die Finanzkrise setzen ihm zu. Er scheitert brutal, liegt nach der Wahl weit hinter seinem Widersacher Janukowitsch.
Bei der Stichwahl gewinnt Janukowitsch knapp vor Julia Timoschenko. Sie ist so populär wie nie zuvor. Fast die Hälfte der Wähler steht hinter ihr. Eine Gefahr für Janukowitsch. Die Bedrohten greifen erneut zur Justiz.
Im August 2011 wird Julia Timoschenko verhaftet, bereits im Oktober verurteilt. Der Grund: Sie soll Staatsgelder veruntreut haben. Das Urteil sei politisch motiviert, sagen EU-Vertreter.
Julia Timoschenko wird krank. Sie muss behandelt werden, möglichst ausserhalb des Gefängnisses. Das lehnt die Ukraine ab. Im Hintergrund verhandelt Deutschland mit der Regierung über eine mögliche Behandlung Timoschenkos in Berlin. Sie will nicht von ukrainischen Ärzten behandelt werden. Aus Angst, die Ärzte würden sie absichtlich mit Hepatitis infizieren.
Auf dem Weg nach oben
Gut zwei Jahre später hat sich das Blatt gewendet. Die monatelangen Unruhen in der Ukraine haben den Stuhl ihres politischen Widersachers Janukowitsch ins Wanken gebracht. Timoschenko ist wieder frei und bereit, ihren Kampf weiterzuführen.
Unmittelbar nach ihrer Freilassung wendet sie sich in einer emotionalen Rede an die Demonstranten auf dem Maidan in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Nach Jahren des Abstiegs befindet sie sich wieder auf dem Weg nach oben.
(SRF 4 News, 27.03.14, 14.30 Uhr)