Nahe der Stadt Slawjansk in der Ostukraine halten pro-russische Kräfte mehrere Mitglieder der OSZE-Beobachtermission fest. Nach Angaben des Innenministeriums in Kiew brachten die Milizen einen Bus mit sieben OSZE-Beobachtern und fünf ukrainischen Soldaten in ihre Gewalt.
SRF-Korrespondent Christoph Wanner berichtete in der «Tagesschau», auch die Milizen selbst hätten die Angaben inzwischen bestätigt. Er zitierte eine Sprecherin, wonach es den Festgehaltenen gut gehe. Offenbar hielten die Milizen eine Person aus der Gruppe – nach Wanners Informationen einen der ukrainischen Soldaten – für einen Spion. Die Gruppe soll derzeit in einem Gebäude des Geheimdienstes befragt werden, das von Gegnern der Zentralregierung in Kiew besetzt ist.
Der Gruppe gehören der staatlichen Agentur Itar-Tass zufolge drei deutsche Soldaten und ein deutscher Dolmetscher sowie je ein Militärbeobachter aus Dänemark, Polen, Schweden und Tschechien an, ausserdem die fünf Ukrainer. Der Kontakt zu ihnen war nach Angaben des deutschen Verteidigungsministeriums bereits am Vormittag abgebrochen.
Slawjansk wird seit Tagen von pro-russischen Kräften kontrolliert – SRF-Korrespondent Wanner sprach in der «Tagesschau» von etwa 2000 Kämpfern. Sie halten mehrere Verwaltungsgebäude besetzt und fordern eine weitgehende Autonomie für das russisch geprägte Gebiet.
Am Vortag war die Lage in der Stadt eskaliert. Die ukrainische Armee startete eine Offensive gegen die Milizen, bei der es mehrere Tote gegeben haben soll. Inzwischen ist die Stadt von regierungstreuen ukrainischen Einheiten umstellt. «Sie haben die pro-russischen Milizen mitterweile regelrecht eingekesselt. Die ukrainischen Streitkräfte versuchen so zu verhindern, dass weitere Kämpfer, Munition und Waffen nach Slawjansk kommen», so Wanner.