Wer ist Ponomarjow?
Wjatscheslaw Ponomarjow, der Wortführer der Separatisten in der Region Donezk, gab gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Interfax bekannt, seine Truppen hätten die vier Männer in ihrer Gewalt.
«Wir haben sie festgenommen. Jetzt klären wir, wer sie sind, und wohin sie warum gefahren sind. Dann lassen wir sie frei», sagte Ponomarjow. Den Beobachtern gehe es gut, liess er verlauten. Nach OSZE-Angaben war die Gruppe mit je einem Esten, Türken, Dänen und Schweizer zwischen Donezk und Luhansk unterwegs, als der Kontakt am Montagabend abriss.
«Ponomarjow sieht in den OSZE-Beobachtern Spione des Westens»
Christoph Wanner ist in regelmässigem Kontakt mit Ponomarjow. «Er hat mir heute in zwei Telefonaten bestätigt, dass die Geiseln in der Hand der prorussischen Separatisten sind», so der SRF-Korrepsonent in Moskau. Sie befänden sich in der Region Lugansk – über den genauen Ort und die geplante Freilassung habe sich Panamarjow nicht geäussert.
Derzeit würden die Geiseln verhört. «Man muss verstehen, dass Ponomarjow in den OSZE-Beobachtern Spione des Westens sieht, die für die ukrainische Regierung auskundschaften sollen, wie stark die prorussischen Kräfte militärisch sind.»
Tägliche Waffenlieferungen
Panamarjow sei auf jeden Fall unbrechenbar. Er geniesse seine Rolle als starker Mann im Osten der Ukraine – fast wie ein kleiner König, sagt Wanner. Und er verfüge über eine relativ grosse Streitkraft: «Täglich kommen russische Freiwillige über die Grenze in die Ukraine, welche die Separatisten kontrollieren, es gibt auch laufend Waffenlieferungen unter anderem aus Russland.»
Die Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln seien im Gange, sagte der estnische Diplomat Tiit Matsulevits, der ebenfalls an einem OSZE-Einsatz in der Ukraine teilnimmt. Die OSZE gebe nur wenige Informationen heraus, um die Gespräche nicht zu behindern und die Sicherheit der Mitarbeiter nicht zu gefährden.
«Moskau steht in der Pflicht»
«Moskau steht ganz klar in der Pflicht hier mitzuhelfen», sagte Christof Franzen, SRF-Korrespondent in Moskau. «Es handelt sich um eine zivile OSZE-Mission – zu dieser hatte auch Moskau im Vorfeld ganz klar ja gesagt. Moskau trägt nun auch die Verantwortung für das Wohlergehen der Mitarbeiter.»
OSZE-Mitarbeiter hätten ihm gesagt, dass sich die Sicherheitslage immer mehr zuspitzt. Sie klagten darüber, dass es ganz verschiedene bewaffnete Gruppierungen gebe, dass man die Kommandostrukturen nicht mehr kenne und sich die Fronten immer schneller verschieben würden. Dies mache die Arbeit vor Ort immer gefährlicher, so Franzen.
Burkhalter fordert «sofortige Freilassung»
Derweil fordert Bundesrat und OSZE-Vorsitzender Didier Burkhalter die «sofortige und bedingungslose Freilassung» der Beobachter des Donezk-Teams. Burkhalter nannte in einer OSZE-Erklärung die Festsetzungen «Akte von Sabotage», an den internationalen Anstrengungen der Ukraine bei der Bewältigung der Krise zu helfen.
Ein Festhalten der Inspektoren könne nicht geduldet werden und würde die wichtige Mission, auf die sich 57 OSZE-Staaten unter anderem auch Russland im März geeinigt hätten, untergraben. Burkhalter betonte die Notwendigkeit, die Arbeitsbedingungen für die Beobachter sicherzustellen.
Am Mittwoch hatte die OSZE vorübergehend den Kontakt zu einer weiteren Beobachtergruppe mit elf Mitarbeitern in der Ostukraine verloren. Die Beobachter waren in drei Fahrzeugen auf dem Weg in die Grossstadt Dnjepropetrowsk rund 250 Kilometer westlich von Donezk, als sie an einem Kontrollposten gestoppt wurden.
Inzwischen seien die OSZE-Beobachter aber wieder auf freiem Fuss und sicher in ihrem Hotel in Donezk angekommen.