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Terror in Spanien Regierung hält Terrorzelle für zerschlagen

  • Die spanische Regierung hält die Terrorzelle, die hinter den Anschlägen in Barcelona und Cambrils steckt, für zerschlagen.
  • Der katalanische Innenminister schätzt die Lage anders ein. Es werde noch nach zwei oder drei Verdächtigen gefahndet. Solange dies der Fall sei, könne man nicht von einer zerschlagenen Zelle sprechen.
  • Der ursprüngliche 17-jährige Hauptverdächtige steht derweil nicht mehr im Zentrum der Ermittlungen, neu fahndet die Polizei nach einem 22-jährigen Marokkaner.

«Wir können sagen, dass die Zelle von Barcelona total zerschlagen ist – und zwar auf der Grundlage der Personen, die ums Leben gekommen sind oder die festgenommen worden sind, sowie aufgrund der Identifizierungen, die vorgenommen wurden», sagte Innenminister Juan Ignacio Zoido vor Journalisten. Die spanische Regierung lehnte es auch ab, die Terrorwarnstufe anzuheben.

Noch viele Verletzte

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Zwei Tage nach den Terrorattacken sind noch 54 Menschen im Spital. 50 Verletzte lägen in Kliniken in Barcelona, vier in Cambrils, teilten die katalanischen Notfalldienste mit. Zwölf Patienten seien in kritischem Zustand, 25 weitere schwer verletzt. Unter ihnen sind auch viele Ausländer.

In Spanien gilt bereits seit zwei Jahren die zweithöchste Terrorwarnstufe 4. Sie bedeutet, dass ein «erhebliches Risiko eines terroristischen Anschlags» besteht. Allerdings würden die Sicherheitsvorkehrungen ab sofort verschärft, kündigte Zoido an. Einzelheiten wollte er aus Sicherheitsgründen nicht nennen.

Katalonien gibt sich vorsichtiger

Anders schätzen die katalanische Polizei und die Regionalregierung die Lage ein: Die Terrorzelle sei noch nicht total zerschlagen, hiess es in Barcelona. Er wolle die Aussage der Regierung weder dementieren noch bestätigen, sagte ein Sprecher der katalanischen Polizei. Die katalanische Polizei leite diese Ermittlungen, gemeinsam mit der spanischen Nationalpolizei und der Zivilgarde.

Dem pflichtete auch der katalanische Innenminister Joaquim Forn bei. Es werde noch nach zwei oder drei Verdächtigen gefahndet, betonte er. Solange dies der Fall sei, könne man nicht von einer zerschlagenen Zelle sprechen.

Bei der Attacke in Barcelona am Donnerstag waren mindestens 13 Menschen getötet worden. Eine Frau starb zudem nach einem vereitelten Angriff in der Küstenstadt Cambrils.

Noch mehr tote Attentäter?

Medienberichten zufolge richtet sich die Aufmerksamkeit der Polizei auf einen derzeit flüchtigen 22 Jahre alten Marokkaner. Dabei handele es sich um den Bruder eines der getöteten Terrorverdächtigen von Cambrils. Demnach stammt er aus Ripoll rund 100 nördlich von Barcelona.

Die Ermittler gehen derzeit von einem Netzwerk von zwölf Verdächtigen aus. Fünf von ihnen wurden in Cambrils getötet, vier wurden festgenommen. Drei weitere sind noch nicht gefunden. Einer oder zwei von ihnen könnten bei der Explosion in dem Wohnhaus in Alcanar am Mittwoch umgekommen sein. Die Beamten vermuten, dass die Gruppe dort Sprengstoff für ein noch grösseres Attentat als das in Barcelona vorbereitete.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Angriffe in Spanien für sich. Mehrere Glaubenskämpfer hätten sie in zwei Gruppen ausgeführt und «Kreuzfahrer» ins Visier genommen, teilte der IS in einer Erklärung über das Internet mit. Bisher war das IS-Bekenntnis nur von seinem Sprachrohr Amak verbreitet worden.

Die Echtheit der Erklärung liess sich zunächst nicht verifizieren. Sie wurde aber über die üblichen Kanäle des IS im Internet verbreitet. Bislang hatte die Terrormiliz über ihr Sprachrohr Amak lediglich den Terrorangriff auf dem Boulevard Las Ramblas für sich reklamiert.

Kartenausschnitt.
Legende: Die Anschlagsorte in Spanien. SRF

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