Das Wichtigste in Kürze
- Russische Maschine mit 224 Menschen an Bord auf Sinai-Halbinsel abgestürzt. Alle sind tot.
- Das Flugzeug verschwand etwa 20 Minuten nach dem Start vom Radar, danach gab es keinen Kontakt mehr.
- Der Pilot soll kurz nach dem Start von technischen Problemen berichtet haben. Die Unglücksursache ist noch unklar. Die ägyptischen Behörden gehen von einem technischen Defekt aus.
- Der IS übernimmt auf einer Internetseite die Verantwortung für den Anschlag. Solche Behauptungen lassen sich von unabhängiger Seite nicht verifizieren.
- Die zwei Black Boxes der Maschine wurden gefunden.
- Die Lufthansa, Air France und die Fluglinie Emirates kündigten an, den Sinai zu umzufliegen. Die Swiss fliegt seit längerem nicht mehr über den Norden der Sinai-Halbinsel.
Nach dem Absturz des Passagierflugzeugs in Ägypten hat Russland den Sonntag zum landesweiten Tag der Trauer erklärt. Fernsehstationen und Radiosender wollten weitgehend auf Unterhaltungssendungen verzichten.
Die orthodoxe Kirche sowie Moscheen und Synagogen haben Gottesdienste organisiert. Behörden sagten Festveranstaltungen ab. Der Airbus war kurz nach dem Start im Badeort Scharm el Scheich am Samstag vom Radar verschwunden. Die meisten Fluggäste der Maschine nach St. Petersburg waren russische Urlauber.
Auf der Suche nach der Unglücksursache prüfen die russischen Behörden auch die Qualität des Flugbenzins. Ermittler hätten in einem Lager in der Wolga-Stadt Samara Proben des Treibstoffs genommen, den auch die Unglücksmaschine im Tank hatte, berichteten russische Medien. Geprüft werden sollen auch Berichte, denen zufolge der Pilot des Airbus A321 über Probleme mit dem Triebwerk geklagt haben soll. Von den gefundenen Flugschreibern erwarten die Experten Informationen über die Absturzursache.
Technischer Defekt?
Die ägyptischen Behörden gehen nach Angaben aus Sicherheitskreisen von einem technischen Defekt aus, ein Terroranschlag wurde ausgeschlossen. Auch Russland bezeichnete einen angeblichen Abschuss als Ursache für den Absturz des russischen Passierflugzeugs über Ägypten als unwahrscheinlich. Ein ägyptischer Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat behauptete auf mehreren Internetseiten, der IS sei für den Absturz der Maschine verantwortlich. Solche Behauptungen lassen sich von unabhängiger Seite kaum überprüfen. Die Absturzursache ist noch unklar.
Für den Schweizer Aviatik-Experten Max Ungricht hingegen ist ein Anschlag durchaus nicht ausgeschlossen. «Ein im Flugzeug platzierter Sprengsatz könnte zum Unfallhergang passen.» Es brauche keinen grossen Sprengsatz, um die Hydraulik zu beschädigen oder einen Druckabfall herbeizuführen. Zudem seien die Sicherheitsvorkehrungen in Scharm el-Scheich nicht mit westlichen Flughäfen zu vergleichen.
SRF-Korrespondent Pascal Weber rät dennoch zur Skepsis. «Wenn man sich den Bekenner-Tweet anschaut, dann steht da, dass die Soldaten des Kalifats den Absturz erfolgreich herbeigeführt hätten.» Das könne alles und nichts heissen. Für ihn deute deshalb vieles darauf hin, dass der IS nur propagandistisch profitieren wolle.
Die russische Justiz ordnete Ermittlungen an. Flugschreiber und Stimmenrekorder werden in Moskau ausgewertet. Der russische Katastrophenschutz bereitete den Abflug von fünf Maschinen mit Bergungsmannschaften vor.
Wichtige Gäste für Tourismusbranche
Branchenberichten zufolge besuchten im vergangenen Jahr etwa drei Millionen Russen Ägypten – dies sei die grösste ausländische Gruppe gewesen, hiess es. Da westliche Touristen wegen mehrerer Terroranschläge und der derzeitigen autoritären Regierung das Land meiden, sind russische Gäste für die ägyptische Tourismusbranche von grosser Bedeutung.