In Saudi-Arabien wird die Macht neu verteilt. König Salman hat den bisherigen Kronprinzen Murkin ausgewechselt und durch seinen Neffen Prinz Mohammed bin Nayef ersetzt. Wie das saudi-arabische Staatsfernsehen berichtete, verlor Murkin auch den Posten als erster stellvertretender Ministerpräsident. Dies sei per Erlass mitgeteilt worden.
Ausserdem wurde Aussenminister Saud al-Faisal durch den bisherigen Botschafter in Washington, Adel al-Dschubeir ersetzt. König Salman ernannte zudem seinen Sohn Prinz Mohammed bin Salman zum stellvertretenden Kronprinzen
Stärkung der Beziehungen zu den USA
Den Wechsel des Kronprinzen ist gemäss Jörg Matthias Determann, Historiker an der Virginia Commonwealth University in Qatar, bedeutsam, weil er Teil einer weiteren Kabinettsumbildung ist. Mit der Ernennung Adel al-Dschubeir zum Aussenminister und Mohammed bin Nayef zum neuen Kronprinzen setze Salman auf Männer mit USA-Erfahrung: «Der Wechsel des Kronprinzen und die weitere Kabinettsumstrukturierung sind wohl ein Versuch, Saudi-Arabiens Beziehungen mit Amerika zu stärken. Diese werden in einer Zeit, wo eine amerikanisch-iranische Einigung eminent ist, immer wichtiger.»
Der neue Thronfolger hat Determann zufolge bereits viel mit den USA zusammengearbeitet, unter anderem mit dem FBI. Auch habe er sich im Bereich der Terrorismusbekämpfung profiliert. Determann erwartet, dass Mohammed bin Nayef weiterhin als Innenminister amten und der Sicherheitspolitik künftig noch mehr Platz einräumen wird.
Volk soll Treue schwören
Nach offiziellen Angaben soll Murkin zuvor um seine Ablösung gebeten haben, während al-Faisal seinen Posten aus gesundheitlichen Gründen abgab. Das Volk wurde in einer offiziellen Mitteilung aufgefordert, dem neuen Kronprinzen und dem Stellvertreter die Treue zu schwören, hiess es nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur SPA.
Die Schlüsselfiguren der neuen saudischen Thronfolge-Regelung
Der Begründer Saudi-Arabiens
König Abd al-Aziz (1876-1953) entstammte der Dynastie der Saud. Er gründete 1932 mit der Einigung und Unterwerfung der Stämme der Arabischen Halbinsel das moderne Königreich Saudi-Arabien. Von seinen 43 Söhnen wurden bisher sechs König von Saudi-Arabien.
Der Reformator
König Abdullah bin Abd al-Aziz (1923/24-2015) war der sechste König von Saudi-Arabien. Während seiner Regentschaft von 2005 bis 2015 gründete er gegen den Willen einflussreicher Islam-Gelehrter die König-Abdullah-Universität. In dieser können Frauen und Männer gemeinsam studieren. 2013 ernannte er ausserdem erstmals Frauen zu Mitgliedern des Schura-Rates, einer beratenden Versammlung ohne Gesetzgebungskompetenz.
Der Königsmacher
Der gegenwärtige König Salman bin Abd al-Aziz (80) übernahm das Zepter nach dem Ableben des Königs Abdullah im Januar 2015. Bei der Besteigung des Throns kündigte er an, die Politik seines Vorgängers fortsetzen zu wollen. Mit der Änderung der Thronfolge, die erstmals einen Enkel des Staatsgründers vorsieht, weicht er jedoch klar von seinem Vorgänger ab. Auch die militärischen Eingriffe im Nachbarland Jemen zeugen von einer deutlich aggressiveren Politik.
Der geschasste Thronfolger
Prinz Mukrin bin Abd al-Aziz (70) verlor mit dem Entscheid des Königs Salman, den Prinzen Mohammed bin Nayef zum ersten Thronfolger zu machen, nicht nur seinen Anspruch auf den Thron, sondern auch seinen Posten als erster stellvertretender Ministerpräsident. Saudischen Medien zufolge soll er um seine Ablösung gebeten haben.
Der neue Thronfolger
Prinz Mohammed bin Nayef (56), bisher stellvertretender Thronfolger, ist nun zur Nummer zwei im Land aufgestiegen. Der saudische Innenminister war in den vergangenen Jahren für die Anti-Terror-Politik Saudi-Arabiens verantwortlich und geniesst den Ruf eines effizienten Administrators.
Der Lieblingssohn
Der neue stellvertretende Thronfolger ist Prinz Mohammed bin Salman (30), einer der zwölf Söhne des aktuellen Regenten. Trotz seines jungen Alters und seiner Unerfahrenheit wurde er von König Salman ausserdem zum Verteidigungsminister berufen. Mohammed bin Salman veranlasste die Luftschläge gegen Jemen.