In zentralen Punkten sind sich Iran und der Westen, angeführt von den USA, bereits einig: Teheran beschränkt seine Kapazitäten zur Urananreicherung. Iran baut seinen Schwerwasserreaktor in Arak so um, dass dort keine grossen Mengen an Plutonium entstehen. Und das Land gewährt volle Transparenz. Im Gegenzug werden die für Iran immer belastenderen Sanktionen schrittweise gelockert.
Wie nahe sich die beiden Seiten sind, zeigt sich darin, wie ähnlich die beiden Aussenminister vor der Schlussrunde argumentieren. John Kerry lässt verlauten: «Wir müssen jetzt fundamentale politische Entscheidungen treffen.» Sein Teheraner Kollege Mohammad Javad Zarif sagt es so: «Es geht nicht mehr um technische und praktische Fragen, nötig ist nun politischer Wille.»
Politischer Drahtseilakt in Washington
Damit sagen beide: In Lausanne liegt eine Einigung in Reichweite. Die Hauptfrage ist nur: Wie verkauft man den Kompromiss zuhause? Im Moment sieht es so aus, als wolle US-Präsident Barack Obama einen Neubeginn mit Iran.
Es wäre sein bisher grösster aussenpolitischer Erfolg, und das in einem jahrzehntelang blockierten Konflikt. Obama weiss jedoch, dass starke Kräfte im Kongress versuchen werden, die Einigung zu hintertreiben. Doch er will es drauf ankommen lassen.
Irritierende Realpolitik in Riad
In Teheran wiederum hat der starke Mann, Ali Chamenei, eingesehen, wie vorteilhaft ein Abkommen für sein Land wäre. Er bremst deshalb neuerdings die einigungsfeindlichen Hardliner. Revolutionsführer Chamenei weiss: Das Atomprogramm würde bloss verzögert und begrenzt, gestoppt würde es nicht. Und in zehn Jahren, wenn das geplante Abkommen ausläuft, wäre selbst der Weg zum Atombombenbau wieder frei.
Das ist zwar höchst irritierend, aber es ist Realpolitik: Das iranische Atomprogramm ist bereits zu weit gediehen, als dass es sich völlig stoppen liesse. Es zu begrenzen und zu verzögern ist das Beste, was Teherans Verhandlungspartner, die Uno-Vetomächte plus Deutschland, überhaupt noch erreichen können.